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Juli 1938

Der Chefredakteur des "Stürmers", Karl Holz, droht, im Falle eines Krieges werde "die große Rache kommen über das jüdische Volk. Die Rache des Schicksals. Die Rache der Gerechtigkeit. Die Rache der gepeinigten, nichtjüdischen Völker. Diese Rache wird eines Tages losbrechen und wird Alljuda vom Erdboden vertilgen." (IMT, Dok. Streicher-5)

02.07.1938

Goebbels Tagebuch

"Helldorff (Polizeipräsident) will in Berlin ein Judenghetto errichten. Das sollen die reichen Juden selbst bezahlen. Das ist richtig. Ich unterstütze ihn dabei." (Fröhlich, I.3, S. 470)

06.07.1938

Gesetz zur Änderung der Gewerbeordnung für das Deutsche Reich

(Gilt vorerst nicht für Österreich)

Juden und jüdischen Unternehmen werden folgende Gewerbe untersagt:
a) Das Bewachungsgewerbe;
b) die gewerbsmäßige Auskunfterteilung über Vermögensverhältnisse oder  persönliche Angelegenheiten;
c) der Handel mit Grundstücken;
d) Vermittlungstätigkeit für Immobiliarverträge und Darlehen sowie Haus- und Grundstücksverwaltung;
e) Heiratsvermittlung (außer für Ehen zwischen Juden oder zwischen Juden und Mischlingen ersten Grades);
f) das Fremdenführergewerbe.

Der Betrieb der Gewerbe c und d ist noch bis zum 31.12.38 gestattet, a und b für die Dauer von drei Monaten, e und f für die Dauer von einem Monat.
Eine Entschädigung für Nachteile, die durch die Durchführung des Gesetzes entstehen, wird nicht gewährt. (RGBl I, S. 823-824)   

Goebbels Tagebuch

"Ausführliche Aussprache mit Ribbentrop über außenpolitische Lage. (...) Er hat Angst um die Judenfrage. Ich verspreche ihm etwas sanfter vorzugehen. Aber das Prinzip bleibt bestehen. Und Berlin muß gesäubert werden. Im Übrigen wollen wir in der Welt eine große Propagandaaktion über die Judenfrage demnächst starten." (Fröhlich, I.3, S. 473)

06.07. - 15.07.1938

Internationale Politik

Flüchtlingskonferenz in Evian (Frankreich). Beteiligt sind 32 Staaten - davon 21 aus Amerika - sowie mehrere internationale jüdische Hilfsorganisationen, u.a. das Joint Distribution Committee und die zionistische Jewish Agency. Aus dem Deutschen Reich sind mit offizieller Erlaubnis die Jüdische Gemeinde Wien und die Reichsvertretung der Juden in Deutschland vertreten.

Die Teilnehmerstaaten weigern sich fast ausnahmslos, weitere jüdische Flüchtlinge aufzunehmen. Nur Trujillo, der Diktator der Dominikanischen Republik, kündigt Seine Bereitschaft an, bis zu 100.000 Einwanderer aufzunehmen, doch erweist sich das als reiner Propagandabluff.

Als einziges praktisches Ergebnis der Konferenz wird das Intergovernmental Refugee Committee mit Sitz in London gebildet. Vorsitzender ist der Konferenzpräsident von Evian, Taylor; Direktor ist George Rublee, der dann auch die Verhandlungen mit den deutschen Stellen führt.

07.07.1938

Schreiben des Reichsbankpräsidenten Schacht an Innenminister Frick, betr. "Vorbereitungen zur endgültigen Ausscheidung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben":

Durch die plötzliche Ausschaltung jüdischer Firmen mit Beziehungen im Ausland würde es zu einer gefährlichen Bedrohung des deutschen Außenhandels und der Devisenwirtschaft kommen. Maßnahmen, die mit einer Enteignung der Juden gleichbedeutend wären, würden die Mißbilligung des Auslands hervorrufen, was ebenfalls eine nachteilige Wirkung auf die ohnehin schon höchst problematische  deutsche Wirtschaftslage haben würde.

Schacht schlägt vor, daß den Juden ein Zeitraum von etwa fünf bis zehn Jahren gegeben werden sollte, um ihre Unternehmen in Deutschland ordnungsgemäß zu verkaufen. (ADAP, Serie D, Bd. V, Nr. 654 Fußnote)

06.07. - 15.07.1938

Internationale Politik

Flüchtlingskonferenz in Evian (Frankreich). Beteiligt sind 32 Staaten - davon 21 aus Amerika - sowie mehrere internationale jüdische Hilfsorganisationen, u.a. das Joint Distribution Committee und die zionistische Jewish Agency. Aus dem Deutschen Reich sind mit offizieller Erlaubnis die Jüdische Gemeinde Wien und die Reichsvertretung der Juden in Deutschland vertreten.

Die Teilnehmerstaaten weigern sich fast ausnahmslos, weitere jüdische Flüchtlinge aufzunehmen. Nur Trujillo, der Diktator der Dominikanischen Republik, kündigt Seine Bereitschaft an, bis zu 100.000 Einwanderer aufzunehmen, doch erweist sich das als reiner Propagandabluff.

Als einziges praktisches Ergebnis der Konferenz wird das Intergovernmental Refugee Committee mit Sitz in London gebildet. Vorsitzender ist der Konferenzpräsident von Evian, Taylor; Direktor ist George Rublee, der dann auch die Verhandlungen mit den deutschen Stellen führt.

08.07.1938

Rundschreiben des Staatssekretärs im Auswärtigen Amt, von Weizsäcker, an die deutschen Vertretungen in London, Paris, Washington u.a.:

Großbritannien habe anläßlich der Konferenz in Evian durch seinen Botschafter in Berlin angefragt, ob Deutschland bereit sei, "bei der Lösung der Emigrantenfrage, insbesondere bei der Förderung der Auswanderung von Juden deutscher Staatsangehörigkeit, mit den übrigen interessierten Staaten zusammenzuarbeiten". Kein Land sei bereit, die auswandernden deutschen Juden aufzunehmen, zumal wenn sie mittellos seien. Es stelle sich daher die Frage, ob die Reichsregierung bereit sei, bei der Transferierung von Kapital in jüdischen Händen mitzuwirken.

Außenminister Ribbentrop habe geantwortet, "daß er eine Zusammenarbeit mit anderen Staaten in der deutschen Judenfrage grundsätzlich ablehnen müsse. Es handele sich um ein innerdeutsches Problem, das außer jeder Diskussion stehe. Die Frage, ob Deutschland die Transferierung von Kapital in jüdischen Händen erleichtern könne, müsse verneint werden, da ein Transfer des von den Juden - vor allem nach dem Kriege - angesammelten Kapitals Deutschland nicht zugemutet werden könne. Eine Zusammenarbeit mit den zurzeit in Evian tagenden Mächten käme daher für Deutschland nicht in Frage." (ADAP, Serie D, Bd. V, Nr. 640)

09.07.1938

Zerstörung der Großen Synagoge in München auf Befehl Hitlers.

16.07.1938

Italien

Eine Gruppe italienischer Professoren hat unter Leitung des Ministeriums für Volksbildung die Stellung des Faschismus zum "Rassenproblem" in einer 10-Punkte-Erklärung zusammengefaßt. Danach gehören die Juden nicht zur "italienischen Rasse". Goebbels notiert in seinem Tagebuch: "Italien legt ein fast offizielles Manifest zur Rassenfrage nieder. Mit ganz klaren Entscheidungen zu unseren Grundsätzen. Gegen die Juden. Nordisch-arisch. Gegen Afrika. Ein großer Triumph für uns. Die westeuropäische Presse wertet das auch so. Mussolini scheint nun weitere Konsequenzen ziehen zu wollen."

23.07.1938

Juden müssen bis zum 31. Dezember 1938 bei der zuständigen Polizeibehörde die Ausstellung einer Kennkarte beantragen. Juden über 15 Jahren haben sich auf amtliche Anforderung jederzeit durch diese Kennkarte auszuweisen. Bei Anträgen an amtliche oder parteiamtliche Dienststellen, einschließlich der polizeilichen Meldung, müssen sie unaufgefordert darauf hinweisen, daß sie Juden sind, und ihre Kennkarte vorlegen. (RGBl I, S. 922)

25.07.1938

Vierte Verordnung zum Reichsbürgergesetz

Die Zulassungen aller jüdischen Ärzte erlöschen am 30. September 1938. Danach können jüdische Ärzte nur noch (in Ausnahmefällen und mit widerruflicher Genehmigung des Reichsinnenministers) als 'Krankenbehandler' für Juden tätig sein. Dienstverträge mit jüdischen Ärzten können zum 31. Dezember 1938 gekündigt werden. Mietverhältnisse mit jüdischen Ärzten können vorzeitig (zum 30. September 1938) gekündigt werden. (RGBl I, S. 969)

Goebbels Tagebuch

Er habe mit Hitler u.a. über "die Judenfrage" gesprochen. "Der Führer billigt mein Vorgehen in Berlin. Was die Auslandspresse schreibt, ist unerheblich. Hauptsache ist, daß die Juden hinausgedrückt werden. In 10 Jahren müssen sie aus Deutschland entfernt sein. Aber vorläufig wollen wir die Juden noch als Faustpfand hierbehalten. Auch Italien schwenkt da in unsere Linie ein. Mussolini ist von Anlage aus Antisemit. Er konnte das früher nur schwer bestätigen. Jetzt hat er uns als Bundesgenossen. Jetzt geht auch er radikal dagegen vor. Sieht in den Nachteilen, die der Welt aus dem Antisemitismus entspringen, nun auch die Vorteile." (Fröhlich, I.3, S. 490)

27.07.1938

Erlaß des Reichsinnenministers

Soweit dies noch nicht geschehen ist, sind sämtliche nach Juden und jüdischen Mischlingen ersten Grades benannten Straßen unverzüglich umzubenennen. (Walk, S. 235)

Goebbels Tagebuch

"Helldorff überreicht mir eine Aufstellung der in Berlin gegen die Juden getroffenen Maßnahmen. Die sind nun wirklich rigoros und umfassend. Auf diese Weise treiben wir die Juden in absehbarer Zeit aus Berlin heraus." (Fröhlich, I.3, S. 492)


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