Die rumänischen Behörden in Czernowitz (Bukowina) heben die Kennzeichnungspflicht der Juden und die Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit auf. Es leben noch etwa 16.000 Juden in der Stadt; vor dem Krieg waren es über 50.000.
Deutsche Polizeiaktion zur Festnahme und Deportation aller in Dänemark lebenden Juden. Ihre Zahl wird auf 6.000 geschätzt. Da die Juden vorgewarnt sind und von vielen Dänen unterstützt werden, können die deutschen Polizeikräfte in der Nacht vom 1. auf den 2. Oktober nur 284 meist alte Menschen festnehmen.
In einem Telegramm vom 2. Oktober bezeichnet Best Dänemark als "entjudet"
, da sich "hier kein Jude mehr legal aufhalten und betätigen kann"
. (ADAP, Serie E, Bd. VII, Nr. 7)
Am 5. Oktober meldet er die Gesamtzahl von 482 Festgenommenen nach Berlin. Die ersten 284 Menschen werden in zwei Transporten nach Theresienstadt gebracht. Am 13. und 21. Oktober folgen zwei weitere Transporte mit 170 und 20 Menschen, von denen der erste wiederum nach Theresienstadt und der kleinere in das Frauen-KL Ravensbrück bzw. das KL Sachsenhausen geht. (Benz, Dimension; S. 179-180)
Aus den Gefängnissen in Tarnów, Radom, Lemberg/Llow und Lublin werden annähernd 3.500 Häftlinge nach Auschwitz eingeliefert. Am 5. Oktober folgen rund 1.050 Häftlinge aus Warschau. (Czech, S. 619-621)
Die Deutschen ordnen an, daß sich alle Juden in den bisher von den Italienern besetzten Gebieten innerhalb von fünf Tagen registrieren lassen müssen. Zugleich ergehen weitere Beschränkungen wie Umzugsverbot und nächtliche Ausgangssperre.
Botschaftsrat Moellnhausen, Rom, an Außenminister Ribbentrop.
"Obersturmbannführer Kappler hat von Berlin den Auftrag erhalten, die 8.000 in Rom wohnenden Juden festzunehmen und nach Oberitalien zu bringen, wo sie liquidiert werden sollen. Stadtkommandant von Rom, General Stahel, mitteilte mir, daß er diese Aktion nur zulassen wird, wenn sie im Sinne des Herrn Reichsaußenministers liegt. Ich persönlich bin Ansicht, daß es besseres Geschäft wäre, Juden, wie in Tunis, zu Befestigungsarbeiten heranzuziehen und werde dies gemeinsam mit Kappler Generalfeldmarschall Kesselring vortragen. - Erbitte Weisung."
Thadden schickte darauf am 7. Oktober folgende Antwort: "Auf Grund Führerweisung sollen die in Rom wohnenden 8.000 Juden als Geiseln nach Mauthausen gebracht werden. Der Herr RAM (Ribbentrop) bittet Sie, sich auf keinen Fall in Angelegenheit einzumischen, sondern sie SS zu überlassen."
(ADAP, Serie E, Bd. VII, Nr. 18 und Fußnote 2)
Himmler kündigt an, daß "die Judenfrage"
in den von den Deutschen besetzten Ländern bis Jahresende "erledigt"
sein werde. "Es werden nur Restbestände von einzelnen Juden übrig bleiben, die untergeschlüpft sind. Die Frage der mit nichtjüdischen Teilen verheirateten Juden und die Frage der Halbjuden werden sinngemäß und vernünftig untersucht, entschieden und dann gelöst."
(Geheimreden, S.168-171)
Aus Theresienstadt werden 1.260 jüdische Kinder und 53 erwachsene Betreuer nach Auschwitz eingeliefert und am selben Tag in den Gaskammern ermordet. (Czech, 623)
Im Häftlingskrankenbau für Männer des KL Auschwitz wird eine "Selektion"
durchgeführt. Einige tausend jüdische Häftlinge werden am selben Tag in den Gaskammern getötet. Im Frauenlager B Ia in Birkenau werden 156 kranke Häftlinge in die Gaskammern geschickt. (Czech, S. 623-624)
Die Gestapo nimmt mehrere hundert Juden in Triest fest und läßt sie nach Auschwitz deportieren.
Ankunft eines Transports mit 1.000 jüdischen Menschen aus Drancy in Auschwitz. 340 Männer und 169 Frauen werden als Häftlinge übernommen; die anderen 491 Menschen werden in den Gaskammern getötet.
Im Quarantänelager B II a findet eine "Selektion"
statt; 327 Häftlinge, darunter 270 am gleichen Tag aus Witebsk eingelieferte Russen, werden in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 625-626)
Aufstand im Vernichtungslager Sobibor. Fast 400 Gefangenen gelingt der Ausbruch; mehr als die Hälfte von ihnen werden später gefaßt oder kommen um. Himmler läßt das Lager dem Erdboden gleichmachen und alle äußerlichen Spuren des Massenmords verwischen.
Insgesamt wurden in Sobibor mindestens 300.000 jüdische Menschen ermordet. (EdH, 1333-1334)
"Für uns bedeutet das Ende dieses Krieges den freien Weg nach dem Osten, die Schaffung des Germanisches Reiches und auf diese oder jene Art - wie im einzelnen, können wir noch nicht sagen - das Hereinholen von 30 Millionen Menschen unseres Blutes, so daß wir noch zu unseren Lebzeiten ein Volk von 120 Millionen Germanen werden. Das bedeutet, daß wir die einzige und bestimmende Macht Europas sind."
In den nächsten 20 Jahren werde es darum gehen, "die deutschen Volkstumsgrenzen um 500 Kilometer nach Osten hinauszuschieben"
. (IMT, L-70)
Aus einem Arbeitslager in Posen werden mehrere hundert Juden nach Auschwitz eingeliefert und bis auf 38, die als Häftlinge übernommen werden, in die Gaskammern geschickt. (Czech, S. 629)
Razzia der deutschen Polizeikräfte in Rom, insbesondere im alten Ghetto-Viertel. Insgesamt werden 1.259 jüdische Menschen, vor allem Frauen und Kinder, festgenommen. Nach Freilassung der Ehepartner und Kinder aus "Mischehen", von Ausländern, nicht-jüdischem Dienstpersonal u.a., bleiben 1.007 Menschen übrig, die am 18. Oktober nach Auschwitz deportiert werden. Die italienische Polizei wurde an den Aktionen nicht beteiligt, da sie als unzuverlässig betrachtet wurde. (Benz, Dimension, S. 202-203)
Von Thadden (AA) spricht mit Gestapo-Chef Müller wegen der technischen Durchführung der Judenfrage in den neu besetzten Gebieten. Er weist darauf hin, daß das AA nach den Erfahrungen in Dänemark besonderes Interesse daran habe, "daß Judenaktionen in anderen Gebieten mit ausreichenden Mitteln und ausreichender Vorbereitung durchgeführt würden, damit schwere politische Komplikationen im Rahmen des Möglichen vermieden würden."
Müller antwortet, auch das RSHA habe "aus den Erfahrungen von Kopenhagen vieles gelernt. Der Zeitpunkt jedoch, zu dem ausreichende Polizeikräfte zur Verfügung stünden, um die in den besetzten Gebieten notwendigen Judenaktionen schlagartig durchzuführen, würde für die Dauer des Krieges wohl nicht mehr kommen. Man könne daher nur mit den zur Verfügung stehenden Mitteln das Beste herausholen, was bei dieser Situation möglich sei, um die befohlenen Aktionen durchzuführen."
"Zu den einzelnen Ländern führte Gruppenführer Müller aus:
Albanien: Er habe volles Verständnis für die Stellungnahme des Auswärtigen Amtes, daß eine gegen den Willen bzw. ohne Wissen der albanischen Regierung durchgeführte Aktion verletzend wirken würde und schwere Komplikationen in Albanien hervorrufen könne. Er würde daher dem Wunsch des Auswärtigen Amtes entsprechend Maßnahmen in Albanien erst in Angriff nehmen lassen, nachdem zu gegebenem Zeitpunkt nochmals Fühlung mit dem Auswärtigen Amt zwecks Stellungnahme und gegebenenfalls Fühlungnahme mit der albanischen Regierung genommen worden ist.
Kroatien: Hier sei die Durchführung einer Judenaktion im Augenblick nicht aktuell; das Gros der Juden sei von den Italienern in einem Küstenstreifen konzentriert worden und dieser befinde sich z.Z. in der Hand von Aufständischen. Ob eine Aktion in nächster Zeit überhaupt möglich werde, hänge von der Entwicklung der Lage in Kroatien ab.
Bisher von Italien besetzte Zone Griechenlands: Die in der Salonik-Zone bereits durchgeführten Judenmaßnahmen würden auf den restlichen Teil Griechenlands ausgedehnt. Die Aktion sei bereits angelaufen und werde im Rahmen der zur Verfügung stehenden Kräfte bestens durchgeführt werden.
Bisher von italienischen Truppen besetztes Gebiet Frankreichs: In dieser Zone befänden sich sehr viele Juden, z.T. sogar mit anglo-amerikanischer Staatsangehörigkeit. Die beschleunigte Durchführung einer Aktion sei ein sicherheitspolizeiliches Problem erster Ordnung, dessen Lösung trotz der beschränkt zur Verfügung stehenden Kräfte sofort in Angriff genommen werden müsse.
Italien: Er verschließe sich den Argumenten des Auswärtigen Amtes nicht, die gerade hier insbesondere im Hinblick auf die Stellung der katholischen Kirche für eine schlagartige Aktion sprächen. Die vorhandenen Kräfte reichten jedoch nicht aus, um eine solche in ganz Italien durchzuführen. Man werde daher gezwungenermaßen mit der Aufrollung der Judenfrage unmittelbar hinter der Frontlinie beginnen und die Reinigungsaktion schrittweise nach Norden weitertreiben.
Gruppenführer Müller hatte offensichtlich auch seinerseits wegen der praktischen Durchführung des Führerbefehls, betreffend Festnahme von 8.000 Juden in Rom gewisse Sorge." (ADAP, Serie E, Bd. VII, Nr. 54)
Der deutsche Botschafter beim Vatikan, von Weizsäcker, an das Auswärtige Amt.
Der Vatikan habe auf die Festnahme und Deportation der römischen Juden sehr negativ reagiert. Die Kurie sei "besonders betroffen, da sich der Vorgang sozusagen unter den Fenstern des Papstes abgespielt hat. Die Reaktion würde vielleicht gedämpft, wenn die Juden zur Arbeit in Italien selbst verwendet würden.
Uns feindlich gesinnte Kreise in Rom machen sich den Vorgang zu Nutzen, um den Vatikan aus seiner Reserve herauszudrängen. (...) Die Propaganda unserer Gegner im Ausland wird sich des jetzigen Vorgangs sicher gleichfalls bemächtigen, um zwischen uns und der Kurie Unfrieden zu stiften."
(ADAP, Serie E, Bd. VII, Nr. 48)
Aus einem Arbeitslager in Zawiercie werden etwa 1.000 Juden nach Auschwitz überstellt. 249 Männer und 152 Frauen werden als Häftlinge registriert; die anderen etwa 600 Menschen werden in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 631)
Der Reichsbevollmächtigte in Kopenhagen, Best, an das Auswärtige Amt.
Auf eine Anfrage hin teilt Best mit, "daß in Dänemark bisher durch polizeiliche Ermittlungen und durch Gerichtsverfahren keine Fälle jüdischer Spionage und Sabotage festgestellt worden sind. Die Juden in Dänemark haben sich seit der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen sehr zurückgehalten, weil sie ständig in der Angst vor einer Aktion lebten, wie sie am 1./2.10.43 dann tatsächlich stattfand. (...) Wenn hier am 2.10.43 zur Begründung der Judendeportation veröffentlicht wurde, daß die Juden die Sabotage in Dänemark moralisch und materiell unterstützt hätten, so geschah dies um des Zweckes willen, ohne daß konkrete Unterlagen hierfür vorlagen."
(ADAP, Serie E, Bd. VII, Nr. 49)
"Selektion"
im Quarantänelager B II a in Birkenau; 293 Häftlinge werden am selben Tag in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 633)
Ein Deportationszug mit 1.007 jüdischen Menschen aus Westerbork kommt in Auschwitz an. 347 Männer und 170 Frauen werden in das Lager eingewiesen; die anderen 490 Menschen werden ermordet. (Czech, S. 634)
Die letzten noch im Ghetto von Minsk (Weißrußland) lebenden Menschen werden von den Deutschen ermordet. Vor dem Krieg hatten in Minsk etwa 80.000 Juden gelebt.
Aus Witebsk (Weißrußland) werden annähernd 750 Menschen, die im Zuge der "Partisanenbekämpfung"
pauschal festgenommen worden waren, nach Auschwitz eingeliefert.
Nach einer "Selektion"
werden 1.260 Häftlinge des Frauenlagers Auschwitz-Birkenau in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 635)
Ein Zug aus Rom bringt 1.035 Juden nach Auschwitz. 149 Männer und 47 Frauen werden als Häftlinge übernommen; die anderen 839 Menschen werden in den Gaskammern getötet.
Aus Bergen-Belsen werden 1.800 polnische Juden nach Auschwitz eingeliefert und in den Gaskammern getötet. Es handelt sich um Menschen, die Pässe u.ä. von lateinamerikanischen Staaten besitzen. Die meisten hatten diese Papiere - mit Wissen der Gestapo - gegen ein hohes Entgelt gekauft. Sie waren für eine eventuelle Austauschaktion in das KL Bergen-Belsen geschickt worden, doch dort beanstandete ein Vertreter des RSHA ihre Dokumente und ordnete ihre Überstellung nach Auschwitz an. (Czech, S. 636-638)
Aus dem Ghetto von Kowno/Kaunas (Litauen) werden 2.800 Menschen in Arbeitslager in Estland abtransportiert. Zuvor waren bereits 4.000 Menschen in Arbeitslager am Rand von Kowno geschickt worden. (EdH, S. 805-806)
Der Chef des WVHA, Pohl, richtet ein geheimes Schreiben, das die Erhöhung der Arbeitsproduktivität der Häftlinge betrifft, an eine Reihe von KL-Kommandanten, u.a. in Auschwitz, Lublin, Warschau, Kauen, Groß-Rosen, Mauthausen.
Die Konzentrationslager seien im Laufe der letzten zwei Jahre zu einem Faktor von kriegsentscheidender Bedeutung geworden. Nunmehr müsse mit aller Kraft dafür gesorgt werden, daß die bisherigen Leistungen nicht nur beibehalten, sondern weiterhin dauernd gesteigert würden. Die Maßnahmen (...) sollten sich vor allem auf die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit und Gesundheit der Gefangenen richten. Erstes Ziel sei die Verringerung der Zahl der aus Krankheitsgründen arbeitsunfähigen Häftlinge auf ein Zehntel. Hierfür seien unabdingbar:
Aus dem Arbeitslager in Pabianice (südlich von Lodz) werden 348 Juden nach Auschwitz eingeliefert. 72 Männer werden als Häftlinge registriert; die anderen 276 Menschen werden in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 641)
Telegramm des Botschafters beim Vatikan, von Weizsäcker, an das Auswärtige Amt.
"Der Papst hat sich, obwohl dem Vernehmen nach von verschiedenen Seiten bestürmt, zu keiner demonstrativen Äußerung gegen den Abtransport der Juden aus Rom hinreißen lassen. Obgleich er damit rechnen muß, daß ihm diese Haltung von Seiten unserer Gegner nachgetragen und von den protestantischen Kreisen in den angelsächsischen Ländern zu propagandistischen Zwecken gegen den Katholizismus ausgewertet wird, hat er auch in dieser heiklen Frage alles getan, um das Verhältnis zu der deutschen Regierung und den in Rom befindlichen deutschen Stellen nicht zu belasten.
Da hier in Rom weitere deutsche Aktionen in der Judenfrage nicht mehr durchzuführen sein dürften, kann also damit gerechnet werden, daß diese für das deutsch-vatikanische Verhältnis unangenehme Frage liquidiert ist." (ADAP, Serie E, Bd. VII, Nr. 66)
Ankunft eines Zuges mit 1.000 Juden aus dem Lager Drancy in Auschwitz. 284 Männer und 103 Frauen werden als Häftlinge übernommen, die anderen 613 Menschen werden in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 642)
Die wenigen noch in Berditschew (Ukraine) lebenden Juden werden von den Deutschen ermordet. Vor dem Krieg hatten dort etwa 30.000 Juden gelebt, fast die Hälfte der Stadtbevölkerung. (EdH, S. 185)
Die letzten überlebenden Juden von Daugavpils/Dwinsk (Lettland), einige hundert Menschen, werden in das Konzentrationslager Kaiserwald abtransportiert.
Bei der Befreiung der Stadt durch die sowjetische Armee im Juli 1944 fanden sich in Dwinsk nur noch 20 Juden. Vor dem Krieg hatten dort mehr als 11.000 jüdische Menschen gelebt. (EdH, S. 376)
Befreiung Neapels durch die Alliierten.
Die italienische Regierung Badoglio erklärt Deutschland den Krieg.
Sowjetische Truppen befreien Dnjepropetrowsk. Vor dem Krieg hatten in dieser Stadt 20.000 Juden gelebt; jetzt befinden sich dort nur noch 15 Überlebende.