3.000 Juden aus der Gegend von Zagorze werden von den Deutschen erschossen. In der Folge wird das Sonderkommando Lange, das schon für die Ermordung von mindestens 1.500 Patienten ostpreußischer Heilanstalten und 300 geisteskranken Polen verantwortlich war, mit dem Aufbau des Vernichtungslagers Kulmhof (Chelmno), etwa 55 km von Lodz entfernt, beauftragt.
Die slowakische Führung erklärt sich damit einverstanden, daß alle Juden slowakischer Staatsbürgerschaft, die in Deutschland leben, mit den deutschen Juden "nach Osten"
deportiert werden könen.
Verschärfung der diskriminierenden Bestimmungen gegen die Juden. Sie dürfen ohne schriftliche Erlaubnis der Polizei ihren Wohnort nicht mehr verlassen; die Benutzung der Straßenbahn wird ihnen verboten. Seit dem 1. Oktober müssen sie, wie in Deutschland, in ihren Papieren den zusätzlichen Vornamen Israel bzw. Sara führen. Ab dem 14. Oktober muß als Kennzeichen der "Judenstern"
getragen werden.
Die rumänischen Behörden beginnen, von Norden nach Süden vorgehend, mit dem Abtransport der Juden aus der Bukowina. Die meisten werden zunächst mit Güterzügen in Durchgangslager in Bessarabien und dann über den Dnjestr nach Transnistrien abgeschoben, wo sie nach langen, qualvollen Fußmärschen auf über 100 Orte verteilt werden. In erster Linie handelt es sich um Dörfer und Kleinstädte, aus denen die einheimischen Juden bereits geflohen, von den deutschen Einsatzkommandos vertrieben oder ermordet worden waren.
Nichtjüdische Unternehmen müssen ihre jüdischen Mitarbeiter entlassen. Juden dürfen kein nichtjüdisches Personal im Haushalt beschäftigen.
In Domanewka (Transnistrien) errichten die Rumänen ein Lager, in das zwischen November 1941 und Januar 1942 rund 20.000 Juden aus der Ukraine (besonders Odessa und Umgebung) und Bessarabien gebracht werden. Im Dezember 1941 ordnet der zuständige rumänische Gouverneur an, die Gefangenen in Gruppen von 500 zu erschießen. Außer rumänischer Armee und Gendarmerie ist an den Massakern auch ein "volksdeutsches"
Sonderkommando und ukrainische Miliz beteiligt. Etwa 18.000 Juden werden ermordet. Im Februar 1942 werden die Erschießungen eingestellt, doch sterben viele Gefangene durch Hunger, Krankheit und Kälte.
Ende 1942 befinden sich noch etwa 1.000 Gefangene in Domanewka, in der Mehrheit Frauen. Die meisten von ihnen werden Ende 1943 ebenfalls ermordet. Als das Lager am 28. März 1944 von sowjetischen Truppen befreit wird, sind noch 500 Gefangene am Leben.
Im "Altreich"
leben noch 163.696 jüdische Menschen.
Im "Protektorat Böhmen und Mähren"
wird mit der Registrierung aller aller jüdischen Menschen begonnen; rd. 88.000 werden "erfaßt"
. Zugleich wird den Juden verboten, über ihr Eigentum zu disponieren.
Während mehrerer "Aktionen"
der Deutschen in Wilna (Litauen) werden 33.500 Juden getötet; das Ghetto Nr. 2, in dem die "nicht Arbeitsfähigen"
untergebracht sind, wird aufgelöst.
Die rumänischen Militärbehörden beginnen, die verbliebene Bevölkerung des Ghettos von Kischinew (Bessarabien) nach Transnistrien zu deportieren. Die meisten Menschen aus der ersten Gruppe werden beim Überqueren des Dnjestr ermordet. Die Deportationen finden während des ganzen Oktobers 1941 statt.
Nach einem Partisanenüberfall, bei dem 21 deutsche Soldaten getötet wurden, ordnet der deutsche Oberbefehlshaber Böhme an, für jeden toten Deutschen 100 Gefangene zu erschießen. Als Opfer wählt die Einsatzgruppe der Sipo und des SD 805 Juden und Zigeuner aus dem KL Sabac und 1.295 Belgrader Juden aus, die in den folgenden Tagen von Einheiten der Wehrmacht erschossen werden.
Hitler äußert, angeblich gegenüber dem deutschen Militärattaché in Budapest : "Alle Juden müssen aus dem Protektorat entfernt werden, und zwar nicht erst ins Generalgouvernement, sondern gleich weiter nach Osten. Es ist dies augenblicklich nur wegen des großen Bedarfs an Transportmitteln nicht durchführbar. Mit den Protektoratsjuden sollen gleichzeitig alle Juden aus Berlin und Wien verschwinden. Die Juden sind überall die Leitung, auf der alle Nachrichten des Feindes mit Windeseile in alle Verästelungen des Volkes dringen."
(Broszat, S. 751; Binion, S. 129)
"Die Juden im Protektorat werden jetzt auch etwas fideler. Heydrich hat angeordnet, daß, wenn Nichtjuden sich mit Juden, die den Judenstern tragen, in der Öffentlichkeit zeigen, diese Nichtjuden sofort dingfest zu machen und ins Konzentrationslager zu überführen sind." (Fröhlich)
Die "Liquidierung"
des Ghettos von Witebsk (Weißrußland) beginnt. Vorwand ist, daß es ein Seuchenherd sei. Bei dem dreitägigen Massaker werden mehr als 16.000 Menschen erschossen.
Die deutsche Militärverwaltung fordert von den Juden der Stadt Dnjepropetrowsk (Ukraine) eine "Kontribution"
von 30 Millionen Rubel. Am 13. Oktober, noch bevor die Summe eingesammelt ist, beginnt das Einsatzkommando 6 der Einsatzgruppe C, die Juden in einem improvisierten Lager zusammenzutreiben. Von dort werden sie in Gruppen weggebracht und in einer nahegelegenen Schlucht erschossen. Insgesamt werden 15.000 Menschen ermordet; später noch einmal 5.000.
In das Lager werden annähernd 4.200 sowjetische Kriegsgefangene eingeliefert.
Es wird u.a. darüber gesprochen, 50.000 Juden aus dem Reich und dem Protektorat nach Riga und Minsk zu deportieren. Ein weiteres Thema ist die Auswahl Theresienstadts als "vorübergehendes Sammellager"
für bestimmte Gruppen von Juden.
Aus einer Presseerklärung Heydrichs anläßlich der Konferenz: "Ziel des Reiches wird und muß sein, das Judentum nicht nur aus dem Einfluß der Völker Europas auszuschalten, sondern nach Möglichkeit sie außerhalb Europas zur Ansiedlung zu bringen. Alle anderen Maßnahmen sind (...) Etappen zu diesem Endziel. Ich habe mich entschlossen, diese Etappen auch im Protektorat folgerichtig und möglichst schnell zu gehen. Das Erste wird in nächster Zukunft die Zusammenfassung des Judentums sein, in einer Stadt oder einem Stadtteil (getrennt für Böhmen und Mähren) als Sammelstelle und Übergangslösung für die eingeleitete Aussiedlung. Die ersten 5.000 Juden werden voraussichtlich bereits im Laufe der nächsten Woche das Protektorat verlassen."
(Benz, Dimension, S. 361)
Juden erhalten nur in Ausnahmefällen Bezugsscheine für Kleidung, Wäsche, Schuhe und Besohlungsleder. Nähmaterial können sie nur vierteljährlich bis zu einem Betrag von 20 Rpf beziehen. (Walk, S. 352)
Der deutsche Militärkommandant Böhme ordnet an, "alle Kommunisten"
, "sämtliche Juden"
sowie eine bestimmte Anzahl nationalistisch und demokratisch eingestellter Einwohner als Geiseln festzunehmen und einzusperren, um sie bei Angriffen auf deutsche Soldaten erschießen zu können. (Benz, Dimension, S. 315; IMT NOKW-557)
Geheimbefehl aus Bukarest, alle Juden der Bukowina aufs andere Ufer des Dnjestr zu vertreiben. Am 11. Oktober wird in Czernowitz, der Hauptstadt der Bukowina, ein Ghetto eingerichtet; am 12. Oktober beginnen die Deportationen. Einige Juden werden nach Transnistrien gebracht, die Mehrheit jedoch nach Nordbessarabien in schnell improvisierte Lager getrieben.
Innerhalb weniger Tage wurden 57.000 Juden aus der Bukowina deportiert. Im Ghetto von Czernowitz blieben nur 20.000 Menschen zurück.
Befehl des Oberbefehlshabers der 6. Armee, Generalfeldmarschall von Reichenau; als Rundschreiben verschickt mit der Empfehlung, Hitler habe diesen Befehl als "ausgezeichnet"
gelobt.
"Hinsichtlich des Verhaltens der Truppe gegenüber dem bolschewistischen System bestehen vielfach noch unklare Vorstellungen.
Das wesentlichste Ziel des Feldzuges gegen das jüdisch-bolschewistische System ist die völlige Zerschlagung der Machtmittel und die Ausrottung des asiatischen Einflusses im europäischen Kulturkreis.
Hierdurch entstehen auch für die Truppe Aufgaben, die über das hergebrachte einseitige Soldatentum hinausgehen. Der Soldat ist im Ostraum nicht nur ein Kämpfer nach den Regeln der Kriegskunst, sondern auch Träger einer unerbittlichen völkischen Idee und der Rächer für alle Bestialitäten, die deutschem und artverwandtem Volkstum zugefügt wurden.
Deshalb muss der Soldat für die Notwendigkeit der harten, aber gerechten Sühne am jüdischen Untermenschentum volles Verständnis haben. Sie hat den weiteren Zweck, Erhebungen im Rücken der Wehrmacht, die erfahrungsgemäß stets von Juden angezettelt wurden, im Keime zu ersticken."
Der Kampf gegen den Feind hinter der Front werde immer noch nicht ernst genug genommen. Es sei unzulässig, Partisanen gefangen zu nehmen (statt sie zu erschießen), Einheimische und Kriegsgefangene zu verpflegen. Auf Gebäude dürfe weder aus geschichtlichen noch künstlerischen Gründen Rücksicht genommen werden. Strafaktionen sollen die gesamte männliche Bevölkerung treffen, "die in der Lage gewesen wäre, Anschläge zu verhindern oder zu melden." Die "abwartende Haltung" der Bevölkerung müsse "einer klaren Entscheidung zur aktiven Mitarbeit gegen den Bolschewismus weichen"
. (IMT, D-411)
"Wir drehen einige Filme zur Aufklärung der Völker der Sowjetunion über die Judenfrage. Es werden ständig neue Berichte an mich herangetragen, die dartun, daß der Bolschewismus das Gefühl für die Gefährlichkeit der jüdischen Rasse in den Völkern der Sowjetunion vollkommen abgestumpft habe. Man weiß kaum noch, was ein Jude ist oder daß er etwas Fremdvölkisches darstellt. Wir müssen also hier mit einer entsprechenden Propaganda nachgreifen, da sonst unsere antisemitische Propaganda vollkommen ins Leere geht." (Fröhlich)
3.000 Juden aus Kolomyja (Ukraine) werden festgenommen, zunächst ins Gefängnis gesperrt und am 15. Oktober bei dem Dorf Scheparowze, 8 km von Kolomyja entfernt, erschossen.
Besprechung zwischen Generalgouverneur Frank und Minister Rosenberg in Berlin.
"Der Generalgouverneur kam dann auf die Möglichkeit der Abschiebung der jüdischen Bevölkerung des Generalgouvernements in die besetzten Ostgebiete zu sprechen. Reichsminister Rosenberg bemerkte, daß ähnliche Wünsche bereits seitens der Militärverwaltung in Paris an ihn herangetragen worden seien. Im Augenblick sehe er jedoch für die Durchführung derartiger Umsiedlungspläne noch keine Möglichkeit. Für die Zukunft erklärte er sich jedoch bereit, die Judenemigration nach dem Osten zu fördern, zumal die Absicht bestehe, überhaupt die asozialen Elemente innerhalb des Reichsgebietes in die dünn besiedelten Ostgebiete zu verschicken." (Präg, S. 412-413)
Transport aus Wien mit rund 1.000 Menschen nach Lodz.
Es wird die Tötung von 135.567 Menschen, fast ausschließlich Juden, gemeldet.
"Befehlsgemäß war die Sicherheitspolizei entschlossen, die Judenfrage mit allen Mitteln und aller Entschiedenheit zu lösen. Es war aber nicht unerwünscht, wenn sie zumindest nicht sofort bei den doch ungewöhnlich harten Maßnahmen, die auch in deutschen Kreisen Aufsehen erregen mußten, in Erscheinung trat. Es mußte nach außen gezeigt werden, daß die einheimische Bevölkerung selbst als natürliche Reaktion gegen jahrzehntelange Unterdrückung durch die Juden und gegen den Terror durch die Kommunisten in der vorausgegangenen Zeit die ersten Maßnahmen von sich aus getroffen hat."
"Es war überraschenderweise zunächst nicht einfach, dort ein Judenpogrom größeren Ausmaßes in Gang zu setzen. Dem Führer der oben bereits erwähnten Partisanengruppe, Klimatis, der hierbei in erster Linie herangezogen wurde, gelang es, auf Grund der ihm von dem in Kauen (Kowno) eingesetzten kleinen Vorkommando gegebenen Hinweise ein Pogrom einzuleiten, ohne daß nach außen irgendein deutscher Auftrag oder eine deutsche Anregung erkennbar wurde. Im Verlaufe des ersten Pogroms in der Nacht vom 25. zum 26. Juni wurden über 1.500 Juden von den litauischen Partisanen beseitigt, mehrere Synagogen angezündet oder anderweitig zerstört und ein jüdisches Wohnviertel mit rund 60 Häusern niedergebrannt. In den folgenden Nächten wurden in derselben Weise 2.300 Juden unschädlich gemacht."
Auch in Riga gelang es, "durch entsprechende Einwirkung auf die lettische Hilfspolizei ein Judenpogrom in Gang zu setzen, in dessen Verlauf sämtliche Synagogen zerstört und etwa 400 Juden getötet wurden."
(IMT, L-180)
In Wilna werden die jüdischen Familien, aus denen kein Elternteil für die Deutschen arbeitet, im Ghetto Nr. 2 zusammengefaßt. Die übrigen kommen in das Ghetto Nr. 1.
Das Ghetto Nr. 2 wird zwischen Anfang und Mitte Oktober aufgelöst, indem die Bewohner nach Ponary gebracht und dort ermordet werden. Im Ghetto Nr. 1 befinden sich zu dieser Zeit noch 27.-28.000 Überlebende.
Aktennotiz über eine Gestapo-Besprechung betr. "Zigeuner-Einsiedlung"
nach Lodz.
Der erste Transport werde am 4. November eintreffen. "Der Gettoverwaltung ist es unmöglich, die Zigeuner mit den Juden zusammenleben zu lassen, denn es würde Unruhe, und vor allen Dingen Unsicherheit im Getto entstehen. Aus diesem Grunde soll für die in Aussicht stehenden 5.000 Zigeuner ausreichendes Gebiet aus dem Getto herausgelöst und zum Reservat für die Zigeuner gemacht werden."
(Lodz, S. 134)
Aus Luxemburg werden 331 Juden nach Lodz deportiert; unterwegs werden noch 178 deutsche Juden angeschlossen.
Ein halbes Jahr später werden die Deportationen fortgesetzt: In sechs Transporten werden bis Mitte Juni 1943 insgesamt 352 Juden aus Luxemburg abtransportiert - 286 nach Theresienstadt und 59 direkt in die Vernichtungslager.
1.000 Juden werden aus Prag ins Ghetto von Lodz abtransportiert.
Fast 20.000 Juden aus dem Altreich, Österreich und dem Protektorat werden nach Lodz deportiert.
Die Beschäftigung von Juden in landwirtschaftlichen Erzeugerbetrieben und in den Betrieben der Ernährungswirtschaft ist nicht tragbar. (Walk, S. 353)
Regierungssitzung.
Bericht des Stadthauptmannes von Lublin, Saurmann: In der Stadt habe es Ende 1939 rund 40.000 Juden gegeben. "Es sind davon im Laufe der Zeit etwa 12.000 ausgesiedelt worden, aber fast dieselbe Anzahl ist bis heute wieder zugewandert. Zwar sind die Juden alle auf einen alten Stadtteil zusammengepfercht, dessen Grenze sie nicht ohne Genehmigung überschreiten dürfen, ein geschlossenen Ghetto gibt es bis heute jedoch nicht."
Eine Einzäunung des Ghettos mit Stacheldraht und vollkommene Abriegelung stehe aber kurz bevor.
"Eine Klärung der Judenfrage wird natürlich endgültig erst dann zu erreichen sein, wenn der vollkommene Abtransport aller Juden bewerkstelligt werden kann. Das wird auch für die Stadt Lublin erst der Zeitpunkt sein, wo sich eine wesentliche Entspannung der augenblicklichen Wohnungsnot bemerkbar machen könnte."
(Präg, S. 426ff; IMT, PS-2233)
SS-Gruppenführer Turner, Chef des Verwaltungsstabes in Serbien, an SS-Gruppenführer Richard Hildebrandt (Danzig).
"Zwischendurch habe ich dann in den letzten 8 Tagen 2.000 Juden und 200 Zigeuner erschießen lassen nach der Quote 1:100 für bestialisch hingemordete deutsche Soldaten und weitere 2.200, ebenfalls fast nur Juden, werden in den nächsten Tagen erschossen. Eine schöne Arbeit ist das nicht! Aber immerhin muß es sein, um einmal den Leuten klarzumachen, was es heißt, einen deutschen Soldaten überhaupt nur anzugreifen, und zum anderen löst sich die Judenfrage auf diese Weise am schnellsten. Es ist ja eigentlich falsch, wenn man es genau nimmt, daß für ermordete Deutsche, bei denen ja das Verhältnis 1:100 zu Lasten der Serben gehen müßte, nun 100 Juden erschossen werden, aber die haben wir nun mal im Lager gehabt, - schließlich sind es auch serbische Staatsangehörige und sie müssen ja auch verschwinden." (Benz, Dimension, S. 318; IMT NO-5810)
Beginn der vom RSHA organisierten Deportationen aus dem Deutschen Reich. 500 Juden werden aus Berlin abtransportiert.
Alle Anordnungen hinsichtlich der Aufnahme jüdischer Mischlinge in die HJ werden aufgehoben. Von nun an sollen Mischlinge zweiten Grades wie Deutschblütige dienen, dagegen Mischlinge ersten Grades nur in Sonderfällen und unter besonderen Bedingungen. (Walk, S. 353)
Transport aus Wien mit rund 1.000 Menschen ins Ghetto von Lodz.
In Mogilew (Weißrußland) ermordet das Einsatzkommandos 8 der Einsatzgruppe B zusammen mit dem Polizeiregiment Mitte 3.726 Juden. Am 23. Oktober werden noch einmal 239 Juden erschossen, und bis Ende Oktober werden auch die letzten noch Überlebenden ermordet.
"Mauer berichtet über riesige Judenerschießungen in der Ukraine. Er fordert dringend Aufklärungsmaterial für die ukrainische Bevölkerung an, da sie zum Teil das scharfe Vorgehen gegen die Juden nicht versteht. Der Bolschewismus hat den antisemitischen Instinkt in den Völkern der Sowjetunion allmählich zum Erlahmen gebracht; wir müssen hier gewissermaßen wieder von vorn anfangen."
(Fröhlich)
Regierungssitzung.
Auf der TO steht u.a. das Verbot der Neubildung von Ghettos, "da die Hoffnung besteht, daß die Juden in naher Zukunft aus dem Generalgouvernement abgeschoben werden könnten"
. (Präg, S. 436-437)
Aus Prag werden 1.000 jüdische Menschen ins Ghetto von Lodz abtransportiert.
"Die offiziellen Verpflegungsrationen für sowjetische Kriegsgefangene werden weiter gesenkt. Durchschnittlich sterben in den ersten sechs Monaten des Krieges gegen die Sowjetunion täglich 6.000 sowjetische Kriegsgefangene in deutschen Lagern." (Aly, Vordenker, S. 510)
In Wapnjarka (Ukraine/Transnistrien), in dem von ihnen besetzten Gebiet der UdSSR, beginnen die Rumänen mit der Errichtung eines Konzentrationslagers. Die 700 jüdischen Einwohner der Stadt waren vorher geflüchtet oder wurden in den ersten Kriegswochen von Deutschen und Rumänien getötet. Ende Oktober wird eine erste Gruppe von 1.000 Juden, zumeist aus Odessa, in das KL gebracht. Etwa 200 Menschen sterben an einer Typhus-Epidemie; die übrigen werden von rumänischer Gendarmerie erschossen.
Himmler habe angeordnet, "daß die Auswanderung von Juden mit sofortiger Wirkung zu verhindern ist"
. "Die Evakuierungsmaßnahmen bleiben hiervon unberührt"
. "Lediglich in ganz besonders gelagerten Einzelfällen, zum Beispiel bei Vorliegen eines positiven Reichsinteresses, kann nach vorheriger Herbeiführung der Entscheidung des Reichssicherheitshauptamtes der Auswanderung einzelner Juden stattgegeben werden."
(Adler, S. 29-30)
Transport aus Wien mit rund 1.000 Menschen ins Ghetto von Lodz.
Nach einem Sprengstoffanschlag auf das rumänische Hauptquartier in Odessa (66 Tote) am 22. Oktober ordnet General Antonescu an, für jeden toten Offizier 200 und für jeden Soldaten 100 "Kommunisten"
hinzurichten. Alle Kommunisten sollen verhaftet und aus jeder jüdischen Familie soll ein Mitglied als Geisel genommen werden. Am 23. Oktober werden schätzungsweise 19.000 festgenommene Juden am Hafen erschossen; weitere 20.000 werden ins Stadtgefängnis gesperrt.
Viele von ihnen wurden am folgenden Tag ebenfalls erschossen oder in Lagerhäuser eingeschlossen, die dann in Brand gesteckt wurden. Die Übrigen wurden in Konzentrationslager gebracht oder übergangsweise in einem nahe bei Odessa errichteten Ghetto gefangen gehalten. Von dort wurden sie im Januar/Februar 1942 erneut deportiert.
- "In der Zeit vom 1. November bis 4. Dezember werden durch die Sicherheitspolizei aus dem Altreich, der Ostmark und dem Protektorat Böhmen und Mähren 50.000 Juden nach dem Osten in die Gegend um Riga und um Minsk abgeschoben. Die Aussiedlungen erfolgen in Transportzügen der Reichsbahn zu je 1.000 Personen. Die Transportzüge werden in Berlin, Hamburg, Hannover, Dortmund, Münster, Düsseldorf, Köln, Frankfurt/M., Kassel, Stuttgart, Nürnberg, München, Wien, Breslau, Prag und Brünn zusammengestellt.
- Auf Grund der Vereinbarungen mit dem Chef der Sicherheitspolizei und des SD übernimmt die Ordnungspolizei die Bewachung der Transportzüge." (IMT, PS-3921)
"Wie in der letzten Zeit wiederholt bekannt geworden ist, unterhalten deutschblütige Personen nach wie vor freundschaftliche Beziehungen zu Juden und zeigen sich mit diesen in auffälliger Weise in der Öffentlichkeit. Da die betreffenden Deutschblütigen auch heute noch den elementarsten Grundbegriffen des Nationalsozialismus verständnislos gegenüberzustehen scheinen und ihr Verhalten als Mißachtung der staatlichen Maßnahmen anzusehen ist, ordne ich an, daß bei derartigen Vorkommnissen der deutschblütige Teil vorübergehend in Schutzhaft zu nehmen bzw. in schwerwiegenden Fällen bis zur Dauer von drei Monaten in ein Konzentrationslager, Stufe I, einzuweisen ist. Der jüdische Teil ist in jedem Falle bis auf weiteres unter Einweisung in ein Konzentrationslager in Schutzhaft zu nehmen." (Adler, S. 55)
"Allmählich fangen wir nun auch mit der Ausweisung von Juden nach dem Osten an. Einige tausend sind schon in Marsch gesetzt. Sie kommen vorerst nach Litzmannstadt (Lodz, Anm. d. Red.). Darob große Aufregung in den betroffenen Kreisen. Die Juden wenden sich in anonymen Briefen hilfesuchend an die Auslandspresse, und es sickern auch in der Tat einige Nachrichten davon ins Ausland durch. Ich verbiete weitere Informationen darüber für die Auslandskorrespondenten. Trotzdem wird es nicht zu verhindern sein, daß dies Thema in den nächsten Tagen weitergesponnen wird. Daran ist nichts zu ändern. Wenn es auch im Augenblick etwas unangenehm ist, diese Frage vor einer breiteren Weltöffentlichkeit erörtert zu sehen, so muß man diesen Nachteil schon in Kauf nehmen. Hauptsache ist, daß die Reichshauptstadt judenrein gemacht wird; und ich werde nicht eher ruhen und rasten, bis dieses Ziel vollkommen erreicht ist." (Fröhlich)
Der "Judenreferent"
des Auswärtigen Amtes, Rademacher, berichtet über die Ergebnisse einer Dienstreise nach Belgrad.
"Zweck der Dienstreise war es, an Ort und Stelle zu prüfen, ob nicht das Problem der 8.000 jüdischen Hetzer, deren Abschiebung von der Gesandtschaft gefordert wird, an Ort und Stelle erledigt werden könne."
Die erste Aussprache habe ergeben, "daß bereits über 2.000 dieser Juden als Repressalie für Überfälle auf deutsche Soldaten erschossen waren. Auf Anordnung des Militärbefehlshabers sind für jeden getöteten deutschen Soldaten 100 Serben zu erschießen. Im Vollzuge dieses Befehls wurden zunächst die aktiven kommunistischen Führer serbischer Nationalität - etwa 50 an der Zahl - und dann laufend Juden als kommunistische Hetzer erschossen." Es handele sich nicht um 8.000, sondern nur um rund 4.000 Juden, von denen außerdem nur 3.500 erschossen werden könnten, da die restlichen 500 benötigt würden, "um den Gesundheits- und Ordnungsdienst in dem zu errichtenden Ghetto aufrechtzuerhalten."
Er habe die Gründe auseinandergesetzt, "weshalb die Juden weder nach Rumänien noch in das Generalgouvernement oder in den Osten abgeschoben werden konnten."
Die Verhandlungen hätten folgendes ergeben:
- "Die männlichen Juden sind bis Ende dieser Woche erschossen, damit ist das in dem Bericht der Gesandtschaft angeschnittene Problem erledigt.
- Der Rest von etwa 20.000 Juden (Frauen, Kinder und alte Leute) sowie rund 1.500 Zigeunern, von denen die Männer ebenfalls noch erschossen werden, sollte im sogenannten Zigeunerviertel der Stadt Belgrad als Ghetto zusammengefaßt werden. Die Ernährung für den Winter könnte notdürftig sichergestellt werden."
Doch komme dies nach Ansicht Turners nur als "Übergangsstation"
in Frage, da das Zigeunerviertel "ein absoluter Seuchenherd"
sei und "aus hygienischen Gründen"
niedergebrannt werden müsse. Daher sollten "die Juden und Zigeuner, die nicht als Repressalie erschossen werden"
, später auf die serbische Insel Mitrovica geschafft werden. "Dort werden zwei getrennte Lager errichtet. In dem einen sollen die Juden und Zigeuner und in dem anderen 50.000 serbische Geiseln untergebracht werden. Sobald dann im Rahmen der Gesamtlösung der Judenfrage die technische Möglichkeit besteht, werden die Juden auf dem Wasserwege (auf der Donau) in die Auffanglager im Osten abgeschoben."
(ADAP, Serie D, Bd. XIII.2, Nr. 425)
"Von der Tribüne des Reichstages aus prophezeite ich dem Judentum, daß, wenn ein Krieg unvermeidlich würde, die Juden aus Europa verschwinden würden. Diese Rasse von Kriminellen hat schon zwei Millionen Gefallene des 1.Weltkrieges auf ihrem Gewissen und jetzt schon Hunderttausende mehr. Niemand soll mir sagen, daß wir sie nicht in den Sumpfgebieten Rußlands unterbringen könnten. Wer sorgt sich um unsere Truppen dort. Es ist übrigens keine schlechte Sache, daß das öffentliche Gerücht uns einen Plan zur Vernichtung der Juden zuschreibt. Terror ist eine heilsame Sache." (Hitlers Table Talk, S. 87)
Wetzel (seit Juli 1941 Sachbearbeiter für Judenangelegenheiten beim Reichsminister für die besetzten Ostgebiete), schreibt an den Reichskommissar Ostland, Lohse.
"(...) daß sich Oberdienstleiter Brack von der Kanzlei des Führers bereit erklärt hat, bei der Herstellung der erforderlichen Unterkünfte sowie der Vergasungsapparate mitzuwirken. Zur Zeit sind in Betracht kommende Apparate in genügender Zahl nicht vorhanden, sie müssen erst hergestellt werden. Da nach Auffassung Bracks die Herstellung der Apparate im Reich viel größere Schwierigkeiten bereitet als an Ort und Stelle, hält es Brack für am zweckmäßigsten, wenn er umgehend Seine Leute, insbesondere seinen Chemiker Dr. Kallmeyer, nach Riga sendet, der dort alles weitere veranlassen wird. (...)
Ich darf darauf hinweisen, daß Sturmbannführer Eichmann (...) mit diesem Verfahren einverstanden ist. Nach Mitteilung von (...) Eichmann sollen in Riga und Minsk Lager für Juden geschaffen werden, in die eventuell auch Juden aus dem Altreich kommen. Es werden zur Zeit aus dem Altreich Juden evakuiert, die nach Litzmannstadt (Lodz), aber auch nach anderen Lagern kommen sollen, um dann später im Osten, soweit arbeitsfähig, in Arbeitseinsatz zu kommen. Nach Sachlage bestehen keine Bedenken, wenn diejenigen Juden, die nicht arbeitsfähig sind, mit den Brackschen Hilfsmitteln beseitigt werden. Auf diese Weise dürften dann auch Vorgänge, wie sie sich bei den Erschießungen von Juden in W(ilna) nach einem mir vorliegenden Bericht ergeben haben, und die auch im Hinblick darauf, daß die Erschiessungen öffentlich vorgenommen werden, kaum gebilligt werden können, nicht mehr möglich sein. Die Arbeitsfähigen dagegen werden zum Arbeitseinsatz nach Osten abtransportiert. Daß bei den arbeitsfähigen Juden Männer und Frauen getrennt zu halten sind, dürfte selbstverständlich sein." (IMT, NO-365)
Deportation von 1.034 Juden aus Hamburg in das Ghetto von Lodz.
Befehl des Chefs des Verwaltungsstabes, SS-Gruppenführer Turner.
"Grundsätzlich ist festzulegen, daß Juden und Zigeuner ganz allgemein ein Element der Unsicherheit und damit Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit darstellen. Es ist der jüdische Intellekt, der diesen Krieg heraufbeschworen hat und der vernichtet werden muß. (...) Es ist festgestellt worden, daß das jüdische Element an der Führung der Banden erheblich beteiligt und gerade Zigeuner für besondere Grausamkeiten und den Nachrichtendienst verantwortlich sind." (IMT, NOKW-802)
Aus Prag werden 1.000 Menschen in das Ghetto von Lodz deportiert.
Transport von 1.000 Menschen aus Düsseldorf und anderen Städten der Region in das Ghetto von Lodz.
Das deutsche Polizeibataillon 11 erscheint in Sluzk (Weißrußland) mit dem Auftrag, die Stadt innerhalb von zwei Tagen "judenfrei"
zu machen. Die jüdische Bevölkerung, darunter viele für amtliche deutsche Auftraggeber arbeitende Handwerker, wird teils auf LKWs getrieben und außerhalb der Stadt ermordet, teils auf den Straßen und in den Häusern niedergeschossen
"In einer südamerikanischen Zeitung wird von jüdischer Seite aus der Vorschlag gemacht, man müsse nach dem Kriege Deutschland auch einer Geburtenkontrolle unterwerfen; das Reich dürfe nicht mehr als 10 Millionen Einwohner haben. Uns ist das ein willkommener Anlaß, wieder einmal die Judenfrage in der deutschen Presse groß aufzugreifen, was uns auch aus innerpolitischen Gründen außerordentlich angenehm ist.
Dazu kommt, daß Antonescu sich in besonders scharfer und eindringlicher Weise gegen einen Protest des rumänischen Judenführers Fildermann wendet, der sich über die angeblichen Mißhandlungen der Juden in Rumänien beklagt. Antonescu hält ihm das ganze Sündenregister der rumänischen Juden vor, vor allem ihr Schandregiment in Bessarabien, das ja geradezu himmelschreiend war. Auch dieser Antwortbrief Antonescus, der groß in den rumänischen Blättern veröffentlicht wird, wird von der deutschen Presse ebenso groß übernommen, so daß wir also insgesamt jetzt eine neue große Antijudenkampagne starten können, was vor allem unseren Spießern gut tun wird, die augenblicklich eben dabei sind, die lieben Juden, bloß weil sie einen gelben Stern tragen müssen, wieder in ihre Humanität aufzunehmen." (Fröhlich)
Als "Vergeltung"
für einen Partisanenüberfall werden 2.200 jüdische Geiseln und mehrere Zigeuner erschossen.
Transport aus Wien mit rund 1.000 Menschen in das Ghetto von Lodz.
In Kowno/Kaunas (Litauen) beginnt eine deutsche Mordaktion, in deren Verlauf jüdische 9.000 Menschen (zur Hälfte Kinder) erschossen werden. Die meisten der noch im Ghetto lebenden 17.400 Juden sind zur Zwangsarbeit eingesetzt, vor allem für die Kriegsproduktion.
Nach Anfrage des RSHA, "ob im Zuge der Abschiebung der Juden aus Deutschland nach dem Osten die slowakischen und kroatischen Juden miterfaßt werden können", wird vom Auswärtigen Amt vorgeschlagen, den betreffenden Regierungen freizustellen "die Juden ihrer Staatsangehörigkeit in angemessener Frist aus Deutschland abzuberufen oder sie von deutscher Seite in die Ghettos im Osten abschieben zu lassen."
(ADAP, Serie E, Bd. I, Nr. 108 Fußnote)
"Die vorläufig in bescheidenem Umfang durchgeführten Judenevakuierungen aus Berlin sind immer noch ein Hauptthema der gegnerischen Propaganda. Man hat den Plan gefaßt, noch im Laufe dieses Jahres an die 15.000 Juden aus Berlin auszuweisen. Es bleiben dann immer noch 50.000. Das ist falsch. Ich dringe darauf, daß, wenn die Juden evakuiert werden, dieser Prozeß in möglichst kurzer Frist beendet sein muß. Man soll nicht aus jeder Stadt einen Teil der Juden evakuieren, weil dann das Problem ja dauernd brennend bleibt, sondern man soll eine Stadt nach der anderen evakuieren. Am ehesten kommt natürlich Berlin dran: denn die Reichshauptstadt muß nach Lage der Dinge judenfrei sein. In der Reichshauptstadt auch wirken sich Maßnahmen wie die Evakuierung immer propagandistisch übler aus als in anderen Städten, weil wir hier ja die ganze Diplomatie und die Auslandspresse sitzen haben. Es muß also erstrebt werden, noch im Laufe dieses Jahres die letzten Juden aus Berlin herauszubringen, damit endlich das Problem für die Reichshauptstadt als gelöst gelten kann. Ob mir das gelingt, weiß ich noch nicht; denn die Juden finden immer noch mächtige Beschützer in den obersten Reichsbehörden, und wenn sie auch gegen den Erlaß von Maßnahmen nicht viel unternehmen können, so sind sie doch in der Lage, die Durchführung im weiten Umfang zu sabotieren. Es ist merkwürdig, welch eine Instinktlosigkeit der Judenfrage gegenüber immer noch in unseren gesellschaftlichen und intellektuellen Kreisen zu finden ist." (Fröhlich)
Der Bevollmächtigte des Auswärtigen Amts in Serbien, Benzler, an das Auswärtige Amt.
"In letzter Woche haben nicht nur in Kraljevo, sondern auch in Kragujevac Erschießungen von Serben in großem Umfang ohne standrechtliches Verfahren als Vergeltungsmaßnahmen für die Tötung deutscher Wehrmachtsangehöriger nach dem Verhältnis 100 Serben für einen Deutschen stattgefunden. In Kraljevo sind 1.700, in Kragujevac 2.300 männliche Serben erschossen worden. Außerdem haben im Ort Gornje-Milanovac (...) nach Niederbrennung Erschießungen stattgefunden.
Bei den Erschießungen sind Mißgriffe vorgekommen. So sind V-Leute, Kroaten und ganze Belegschaften deutscher Rüstungsbetriebe erschossen worden, ferner in Milanovac diejenigen, die im Vertrauen auf ihre Unschuld im Gegensatz zur Mehrzahl der geflüchteten Bevölkerung zurückgeblieben waren. Die Erschießungen in Kragujevac sind erfolgt, obwohl in dieser Stadt kein Angriff gegen deutsche Wehrmachtsangehörige stattgefunden hatte, weil anderwärts nicht genügend Geiseln aufgetrieben werden konnten.
Diese wahllosen Erschießungen zeitigten in Bevölkerung Rückwirkungen, die dem politischen Endziel entgegenlaufen. (...) Bevollmächtigter Kommandierender General hat daraufhin neue Weisungen über das Erschießen von Geiseln erlassen, die zwar an dem Verhältnis hundert Serben für einen Deutschen nichts ändern, aber nach Möglichkeit Mißgriffe wie die oben erwähnten ausschließen." (ADAP, Serie D, Bd. XIII.2, Nr. 432)
In Neswish (Weißrußland) werden 4.000 Juden von den Deutschen ermordet; die überlebenden knapp 600 Menschen werden in ein Ghetto gesperrt.
"Der Jude kann als Artfremder nicht Mitglied einer deutschen Betriebsgemeinschaft sein, die sich auf dem Grundsatz der gegenseitigen Treuepflicht aller im Betrieb Schaffenden aufbaut."
Die meisten Arbeits- und Sozialgesetze gelten nicht für Beschäftigungsverhältnisse von Juden. Juden haben Anspruch auf Vergütung nur für die tatsächlich geleistete Arbeit; die Fortzahlung des Arbeitsverdienstes ohne Arbeitsleistung ist unzulässig. Ein Anspruch auf Fortzahlung des Gehalts in Krankheitsfällen oder auf Zuschußzahlungen zum Krankengeld bestehen nicht. Besteht ein Anspruch auf Urlaub oder Familienheimfahrt, so beschränkt er sich auf die Gewährung von unbezahlter Freizeit. Jüdische Beschäftigte haben keinen Anspruch auf Zuschläge zum Lohn oder Gehalt für Arbeit, die an Sonn- oder Feiertagen geleistet wird sowie für Überstunden. Jüdischen Beschäftigten dürfen keine Familien- oder Kinderzulagen, Geburten- oder Heiratsbeihilfen, Sterbegelder, Weihnachtszuwendungen, Abschlußgratifikationen, Jubiläumsgaben, Treuegeld, dreizehntes Monatsgehalt, Abfindungen u.ä, gewährt werden. Die Gewährung von tariflichen oder betrieblichen Leistungen aus Anlaß einer Geburt (Wochenhilfe) ist unzulässig.
Betriebsvereinbarungen zur Altersversorgung dürfen mit Juden nicht getroffen werden. "Trennungs- und Unterkunftsgelder sowie Auslösungen und Zehrgelder dürfen jüdischen Beschäftigten nur mit Zustimmung des für den Betrieb zuständigen Reichstreuhänders der Arbeit gewährt werden."
Der Arbeitgeber kann das Beschäftigungsverhältnis mit Juden, abgesehen von den Fällen der fristlosen Entlassung, jederzeit zum Schluß des folgenden Werktags kündigen, "soweit nicht besondere Vorschriften über die Kündigung auch auf das Beschäftigungsverhältnis von Juden für anwendbar erklärt sind."
Juden müssen die ihnen von den Arbeitsämtern zugewiesenen Beschäftigungen annehmen. Sie dürfen nur gruppenweise zur Arbeit eingesetzt werden; das Landesarbeitsamt kann Ausnahmen zulassen.
"Jüdische Beschäftigte sind von der übrigen Gefolgschaft getrennt zu halten. Werden jüdische Beschäftigte außerhalb des Heimatorts gruppenweise eingesetzt, so sind sie in gesonderten Unterkünften unterzubringen."
Juden dürfen nicht als Lehrlinge oder Anlernlinge beschäftigt werden.
Für jüdische Beschäftigte von 14 bis 18 Jahren gelten die für Erwachsene geltenden Vorschriften zur Arbeitszeit usw. anstelle des Gesetzes über Kinderarbeit und des Jugendschutzgesetzes. Auf erwachsene Juden findet die Verordnung über den Arbeitsschutz vom 12.12.39 keine Anwendung.
Die Arbeitslosenhilfe für Juden beschränkt sich auf das zum Lebensunterhalt unerläßlich Notwendige. Die Bestimmungen über die Kurzarbeiterunterstützung finden auf jüdische Beschäftigte keine Anwendung.
Die meisten Bestimmungen gelten nicht für in einer Mischehe lebende Juden, sofern Kinder aus der Ehe vorhanden sind, die nicht als Juden gelten, und zwar auch dann, wenn die Ehe nicht mehr besteht oder der einzige Sohn im gegenwärtigen Kriege gefallen ist; sie gelten außerdem nicht für die jüdische Ehefrau. Die meisten Bestimmungen finden auch keine Anwendung, wenn der Arbeitgeber selbst Jude ist.
Die Verordnung gilt einstweilen nicht in den eingegliederten Ostgebieten. (RGBl 1941, Teil I, S. 759-761)
Aus Prag werden 1.000 Juden in das Ghetto von Lodz deportiert.
Laut Protokoll der Wannsee-Konferenz (20.1.1942) wurden seit Januar 1933 bis zum Stichtag 31.Oktober 1941 aus dem Gebiet des Deutschen Reichs insgesamt 537.000 Juden "zur Auswanderung gebracht"
. Davon aus dem Altreich 360.000, aus Österreich 147.000, aus dem Protektorat 30.000.
Tätigkeits- und Lagebericht Nr. 6 der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD in der UdSSR, Berichtszeit vom 1.-31.10.1941.
Bez. Estland:
"Im Jahre 1940 lebten in Estland, fast ausschließlich in Reval, Dorpat, Narwa und Pernau, etwa 4500 Juden. Das flache Land wies nur wenige Juden auf. Nach Besetzung des Ostlandes durch die deutschen Truppen waren noch etwa 2000 Juden anwesend. Der größte Teil hatte mit den Sowjetbehörden und der Roten Armee das Land in östlicher Richtung verlassen.
Spontane Kundgebungen gegen das Judentum mit anschließenden Pogromen seitens der Bevölkerung gegen die zurückgebliebenen Juden waren nicht zu verzeichnen, da es an einer entsprechenden Aufklärung fehlte. Der beim Einrücken der Wehrmacht gebildete estnische Selbstschutz begann jedoch sofort mit einer umfassenden Festnahmeaktion sämtlicher Juden. Diese Aktion wurde von der Einsatzgruppe der Sicherheitspolizei und des SD geleitet.
Als durchgeführte Maßnahmen sind festzustellen:
Die männlichen über 16 Jahre alten Juden wurden mit Ausnahme der Ärzte und der Judenältesten exekutiert. Z.T. ist diese Maßnahme noch im Gange. Nach Abschluß der Aktion werden im Ostland nur noch 500 Jüdinnen und Kinder vorhanden sein."
Bez. Weißrußland:
"Nach wie vor ist festzustellen, daß sich die Bevölkerung jeder Selbsthilfeaktion gegenüber den Juden enthält. Die Bevölkerung berichtet zwar einheitlich über den Terror durch die Juden, dem sie während des Sowjet-Regimes ausgesetzt war, oder sie beklagt sich über neue Übergriffe der Juden, findet sich aber trotzdem zu keinerlei Pogromen bereit.
Umso schärfer wird seitens der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD gegen die Juden vorgegangen, die auf den verschiedensten Gebieten ein Einschreiten erforderlich machen. (...)
Vielfach wird die Erfahrung gemacht, daß die jüdischen Frauen ein besonders aufsässiges Verhalten an den Tag legen. Aus diesem Grunde mußten in Krugloje 28 und in Mogilew 337 Jüdinnen erschossen werden. (...)
In Bobruisk wurden 380 Juden erschossen, die bis zuletzt Hetz- und Greuelpropaganda gegen die deutschen Besatzungstruppen betrieben hatten.
In Tatarsk hatten die Juden das Ghetto eigenmächtig verlassen und kehrten in ihre alten Quartiere zurück, wobei sie versuchten, die inzwischen einquartierten Russen herauszutreiben. Sämtliche männlichen Juden sowie 3 Jüdinnen wurden erschossen. Bei der Einrichtung eines Ghettos in Sadrudubs leisteten die Juden teilweise Widerstand, so daß 272 Juden und Jüdinnen erschossen werden mußten. (...) Auch in Mogilew versuchten die Juden, ihre Übersiedlung in das Ghetto zu sabotieren. 113 Juden wurden liquidiert. (...)
222 Juden wurden wegen antideutscher Propaganda in Talka und 996 Juden in Marina Gorka erschossen, weil sie die von den deutschen Besatzungsbehörden erlassenen Anordnungen sabotierten. Weitere 627 Juden wurden bei Schklow erschossen, da sie an Sabotageakten beteiligt waren.
Wegen höchster Seuchengefahr wurde mit der Liquidierung der im Ghetto in Witebsk untergebrachten Juden begonnen. Es handelt sich um etwa 3000 Juden."
Betr. Ukraine:"Die Erbitterung der ukrainischen Bevölkerung gegen die Juden ist außerordentlich groß, da man ihnen die Schuld an den Sprengungen in Kiew zuschreibt. Auch sieht man in ihnen die Zuträger und Agenten des NKWD, die den Terror gegen das ukrainische Volk heraufbeschworen haben. Als Vergeltungsmaßnahme für die Brandstiftungen in Kiew wurden sämtliche Juden verhaftet und am 29. und 30.9. insgesamt 33771 Juden exekutiert. Geld, Wertsachen und Bekleidung wurden sichergestellt und der NSV zur Ausrüstung der Volksdeutschen und z.T. auch der kommissarischen Stadtverwaltung zur Überlassung an die bedürftige Bevölkerung zur Verfügung gestellt.
In Shitomir mußten 3145 Juden erschossen werden, da sie erfahrungsgemäß als Träger der bolschewistischen Propaganda und Sabotage in Betracht gezogen werden mußten. Als Sühnemaßnahme für Sabotageakte wurden in Cherson 410 Juden exekutiert.
Die Lösung der Judenfrage wurde insbesondere im Raum ostwärts des Dnjepr seitens der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD energisch in Angriff genommen. Die von den Kommandos neubesetzten Räume wurden judenfrei gemacht. Dabei wurden 4891 Juden liquidiert. An anderen Orten wurden die Juden gekennzeichnet und registriert. Dadurch war es möglich, den Wehrmachtsdienststellen jüdische Arbeitergruppen in Stärke bis zu 1000 Personen für dringende Arbeiten zur Verfügung zu stellen."
(IMT, R-102)
Beginn der deutschen Offensive gegen Moskau.
Aus der aus diesem Anlaß abgegeben Erklärung Hitlers: "Es war die Absicht der Machthaber des Kremls (...), nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa zu vernichten. (...) Gnade Gott unserem Volk und der ganzen europäischen Welt, wenn dieser barbarische Feind Seine Zehntausende an Panzern vor uns in Bewegung hätte setzen können. Ganz Europa wäre verloren gewesen. Denn dieser Feind besteht nicht aus Soldaten, sondern zum großen Teil nur aus Bestien."
In Rußland herrsche "eine Armut, wie sie für uns Deutsche unvorstellbar ist. Dies ist das Ergebnis einer nunmehr bald 25jährigen jüdischen Herrschaft, die als Bolschewismus im tiefsten Grund nur der allergemeinsten Form des Kapitalismus gleicht. Die Träger dieses Systems sind aber auch in beiden Fällen die gleichen: Juden und nur Juden!"
(Domarus)
Stellungnahme des Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt, Luther, zum Telegramm des Gesandten in Belgrad, Benzler, vom 28. September.
"Wenn der Militärbefehlshaber mit Benzler dahingehend einig ist, daß diese 8.000 Juden in erster Linie die Befriedungsaktion im serbischen Altreich verhindern, so muß meiner Ansicht nach der Militärbefehlshaber für die sofortige Beseitigung dieser 8.000 Juden Sorge tragen. In anderen Gebieten sind andere Militärbefehlshaber mit einer wesentlich größeren Anzahl von Juden fertig geworden, ohne überhaupt darüber zu reden.
Meiner Ansicht nach können wir dem Rumänischen Staatsführer, welcher ohnehin genügend Sorgen mit der Abschiebung seiner eigenen Juden hat, nicht zumuten, weitere 8.000 Juden aus fremdem Staatsgebiet zu übernehmen. (...)
Ich bitte daher um die Ermächtigung, diese Frage mit Obergruppenführer Heydrich, welcher in den nächsten Tagen auf kurze Zeit von Prag nach Berlin kommen wird, zu besprechen. Ich bin überzeugt davon, daß wir im Einvernehmen mit ihm sehr bald zu einer klaren Lösung dieser Frage kommen könnten."
Mit Telegramm vom 5. Oktober teilte Luther dem Gesandten Benzler mit, es sei mit Heydrich vereinbart worden, daß in Kürze ein Sonderbeauftragter des RSHA nach Belgrad kommen werde. (ADAP, Serie D, Bd. XIII.2, Nr. 376 und Fußnote)
Doppelschlacht bei Wjasma und Brjansk, etwa 200 km westlich von Moskau. 673.000 sowjetische Soldaten geraten in deutsche Gefangenschaft.
Deutsche Truppen besetzen Orel, knapp 300 km südlich von Moskau.
Doppelschlacht bei Wjasma und Brjansk, etwa 200 km westlich von Moskau. 673.000 sowjetische Soldaten geraten in deutsche Gefangenschaft.
Doppelschlacht bei Wjasma und Brjansk, etwa 200 km westlich von Moskau. 673.000 sowjetische Soldaten geraten in deutsche Gefangenschaft.
Deutsche und rumänische Truppen besetzen Odessa am Schwarzen Meer.
Odessa hatte 1939 etwa 180.000 jüdische Einwohner, gut ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Mindestens die Häfte konnte rechtzeitig fliehen, so daß beim Einmarsch der Deutschen noch 80.-90.000 Juden in Odessa lebten.
Einnahme von Charkow (Ukraine) durch die deutsche Wehrmacht. In der Stadt hatten 1939 rund 130.000 jüdische Menschen gelebt, ein Sechstel der Gesamtbevölkerung. Beim Vormarsch der Deutschen auf Charkow flohen viele Einwohner, darunter der größte Teil der Juden.
Am 3. November 1941 gibt die deutsche Militärverwaltung bekannt, daß die jüdischen Bewohner nur 40% der ohnehin sehr niedrigen Lebensmittelrationen erhalten sollen. Täglich werden "Geiseln"
, überwiegend Juden, festgenommen und erschossen oder gehängt.