Alle längs der Kanalküste lebenden Juden werden in andere Teile des besetzten Frankreich umgesiedelt.
Die Errichtung eines Ghettos in Radom wird angeordnet. Bis zum 7. April 1941 ist die Internierung der jüdischen Bevölkerung in zwei getrennten Ghettos - einem großen im Stadtzentrum und einem kleinen im Vorort Glinice - abgeschlossen. - In Radom lebten vor dem Krieg 30.000 Juden, rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung.
In Lublin wird ebenfalls ein Ghetto, mit über 34.000 Einwohnern, gebildet. Nach einer Verordnung vom 24. April 1941 dürfen die Bewohner den Ghettobereich nicht mehr verlassen, außer sie besitzen einen Passierschein oder gehören zu den außerhalb des Ghettos eingesetzten Arbeitskolonnen. In Lublin lebten vor dem Krieg 40.000 Juden, rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung.
Himmler besucht erstmals das KL Auschwitz; in seiner Begleitung sind u.a. Vertreter des IG-Farben-Konzerns und Funktionäre der SS-Reichsführung. Himmler ordnet an:
In Belchatow, südwestlich von Lodz, wird ein Ghetto eingerichtet. In der Stadt lebten vor dem Krieg 6.000 Juden, etwa 60% der Einwohner. Im Herbst 1941 werden auch die Juden benachbarter Städte und umliegender Dörfer in das Ghetto von Belchatow geschafft, das entsprechend unter den Folgen der Überfüllung und unzureichender sanitärer Verhältnisse leidet.
Zwischen August 1941 und April 1942 wurden aus Belchatow etwa 1.950 Männer in Zwangsarbeitslager im Gebiet von Posen deportiert. Im August 1942 wurde das Ghetto aufgelöst, die Bewohner deportiert und die meisten ermordet.
Das Auswärtige Amt habe bisher stets den Standpunkt vertreten, daß das Vorgehen gegen ausländische Juden in Deutschland nur nach vorherigem Einvernehmen mit dem AA erfolgen sollte. Dabei sei bisher immer vertreten worden, daß Maßnahmen gegen jüdische Staatsangehörige der USA nicht vorgenommen werden sollten, "weil es sich dabei um verhältnismäßig wenig Fälle handelt und den Amerikanern nicht die Chance gegeben werden soll, sich auf diese Weise zum Wortführer in der Frage des Vorgehens gegen ausländische Juden in Deutschland zu machen. (...) Das Gleiche würde sinngemäß auch für die Amerikaner in den besetzten Gebieten gelten."
"Für nicht-amerikanische Juden wäre gleichfalls fallweise zu entscheiden, wobei von vornherein gesagt werden kann, daß gegen ein Vorgehen gegen ungarische Juden und Juden der Balkanländer keine politischen Bedenken bestehen."
Gegen die Einbeziehung von Juden sowjetischer Staatsangehörigkeit im Generalgouvernement in die antijüdischen Maßnahmen habe das Ausw. Amt ebenfalls keine Bedenken. Es bestehe auch kein Anlaß, schwedischen Juden eine Sonderstellung einzuräumen. (ADAP, Serie D, Bd. XII.1, Nr. 116)
Aufzeichnung des Leiters der Handelspolit. Abteilung, Wiehl.
Im Oktober 1940 wurde die Registrierung aller jüdischen Firmen in den Niederlanden angeordnet. Es gingen etwa 20.000 Anmeldungen ein, darunter 1.600 industrielle Unternehmungen; "davon sind bisher nur 10 für uns besonders wichtige unter treuhänderische Verwaltung gestellt worden. Weitere Maßnahmen wurden bisher nicht ergriffen.
Der Reichskommissar (Chef der Besatzungsverwaltung) will nunmehr eine weitere Verordnung erlassen, nach der mit der Arisierung weiter vorangeschritten werden kann (Einsetzung von Treuhändern, Entfernung der Juden aus der Leitung, Liquidierung des Judenvermögens). Ich habe im Hinblick auf die möglichen außenpolitischen, insbesondere auf dem Gebiet der Hetzpropaganda gegen Deutschland liegenden Rückwirkungen einer solchen Maßnahme die Zustimmung des Herrn Reichsaußenministers dazu vorbehalten. Der Reichskommissar hat nunmehr die neue Verordnung am 27. Februar unterzeichnet, ihre für Anfang nächster Woche in Aussicht genommene Veröffentlichung jedoch bis zur Zustimmung des Herrn Reichsaußenministers ausgesetzt. Er hält das Erscheinen der Verordnung im gegenwärtigen Zeitpunkt für nötig als Gegenmaßnahme auf den holländischen Generalstreik zugunsten der Juden. Gesandter Bene hat auf Rückfrage mitgeteilt, daß der Führer auf Vortrag des Reichskommissars schon vor etwa 3 Monaten grundsätzlich entschieden habe, daß die Arisierung durchgeführt werden könne."
Da die kürzlichen Unruhen in den Niederlanden und die Zwangsmaßnahmen gegen die Juden ohnehin schon "weitgehende"
Kommentare im Ausland ausgelöst hätten, sei durch Veröffentlichung der Verordnung keine nennenswerte außenpolitische Belastung zu erwarten. Er schlage vor, gegen die Verordnung keine Einwände zu erheben, "unter der Voraussetzung, daß bei ihrer Durchführung, soweit es sich um Vermögen von Juden handelt, die neutrale Staatsangehörige sind, nur im Einvernehmen mit dem Auswärtigen Amt vorgegangen wird, ebenso wie dies auch bei Arisierungsmaßnahmen in Deutschland geschieht."
Außenminister Ribbentrop ließ am 2. März sein Einverständnis mit diesem Vorgehen mitteilen. (ADAP, Serie D, Bd. XII.1, Nr. 115 und Fußnote)
Verordnung des Gouverneurs des Distrikts Krakau.
"Im Stadtgebiet Krakau wird mit sofortiger Wirkung ein in sich geschlossener jüdischer Wohnbezirk gebildet, in dem alle in der Stadt wohnenden Juden Wohnung zu nehmen haben. Außerhalb des jüdischen Wohnbezirks ist den Juden das Wohnen ausnahmslos verboten."
Das Ghetto wird in den ärmsten Straßen des Vororts Podgórze angelegt und umfaßt rund 300 Häuser. Am 20. März wird das Gelände mit Mauer und Stacheldraht abgeriegelt.
Jüdische Kinder haben ihre Schulpflicht grundsätzlich in den von der Reichsvereinigung unterhaltenen Schulen zu erfüllen. Die Reichsvereinigung ist angewiesen, die Schulerziehung in größeren Orten zu konzentrieren und alle Zwergschulen aufzulösen. Genehmigung für Privatunterricht soll nicht erteilt werden. Die Kosten für den Schulbesuch jüdischer Kinder außerhalb ihres Wohnsitzes sollen, soweit die Eltern dazu nicht in der Lage sind, von der Reichsvereinigung der Juden getragen werden. (Walk, S. 336)
Deportation von rund 1.000 jüdischen Menschen nach Modliborzyce.
"Es ist festgestellt worden, daß etwa die Hälfte der ausländischen Studenten bei Juden wohnt. Der Minister (Goebbels) weist darauf hin, daß die Ausländer auf diesem Wege zu Gegenpropagandisten erzogen werden. Er verlangt, daß der bisherige Zustand sofort abgeschafft wird, wobei überlegt werden soll, ob dort, wo geeignete Räume auf anderem Wege nicht beschafft werden können, eine Anzahl bisheriger Judenwohnungen geräumt werden kann. Der Minister ordnet an, daß Herr Gutterer (Staatssekretär im Propagandaministerium) dafür sorgt, daß ab sofort Juden Zimmer nur noch an andere Juden vermieten dürfen."
(Boelcke I, S. 633)
Bericht des deutschen Botschafters in Paris, Abetz, an das Auswärtige Amt.
"In der Frage der Gründung eines zentralen Judenamtes für Frankreich hat (Premierminister) Darlan Bereitschaft gezeigt, die Französische Regierung Trägerin einer solchen Einrichtung sein zu lassen, jedoch darauf aufmerksam gemacht, daß die Einstellung Marschall Pétains (Staatspräsident) zur Judenfrage große Schwankungen zeige. Der Marschall möchte den Eingesessenen und im Kriegsdienst für Frankreich ausgezeichneten französischen Juden nicht die gleiche Behandlung zuteil werden lassen wie den vom Ausland eingewanderten Juden.
Trotz dieser Einstellung Pétains, die kein sehr aktives Wirken eines von seiten der Französischen Regierung gegründeten zentralen Judenamtes erwarten läßt, ist es empfehlenswert, die Gründung durch die Französische Regierung vornehmen zu lassen. Das zentrale Judenamt erhält dadurch eine gesetzlich gültige Grundlage, und es kann durch deutschen Einfluß im besetzten Gebiet derart aktiviert werden, daß das unbesetzte Gebiet gezwungen ist, sich den getroffenen Maßnahmen anzuschließen." (ADAP, Serie D, Bd. XII.1, Nr. 127)
Das Auswärtige Amtes fordert die deutsche Botschaft in Paris auf, regelmäßig über antijüdische Maßnahmen der Vichy-Regierung zu berichten, "um deutschfeindlicher Propaganda in Amerikastaaten, in denen heute noch große Sympathien für Judentum und auch für Frankreich bestehen, wirksam entgegenzutreten."
(ADAP, Serie D, Bd. XII.1, Nr. 198 Fußnote)
Im Gespräch mit Göring stellt der rumänische Diktator Antonescu fest, daß Seine Regierung anstrebe, "die Wirtschaft des Landes zu rumänisieren, d.h. Ausländer und insbesondere Juden auszuschalten. Rumänien sei jedoch nicht in der Lage, die dadurch entstehenden Lücken kapitalsmäßig und technisch voll auszufüllen. Hier könne sich der deutsche Wirtschaftseinfluß betätigen."
(ADAP, Serie D, Bd. XII.1, Nr. 126, S. 185)
Die Zwangsaussiedlung der jüdischen Bewohner der Stadt Auschwitz beginnt, um Gelände für den Ausbau des Konzentrationslagers zu gewinnen. (Czech, S. 81)
Beginn von Deportationen aus Lublin; 10.000 Menschen werden in den ersten Tagen abtransportiert, vermutlich in kleine Ortschaften des Kreises Lublin-Land.
Der letzte Transport mit etwa 2.000 Menschen aus Danzig und Westpreußen-Posen, dem auch die letzten überlebenden jüdischen Bewohner Königsbergs angeschlossen wurden, kommt im Warschauer Ghetto an.
Fernschreiben des Verwaltungsleiters im GG, Staatssekretär Bühler, an Heydrich.
Die militärischen Truppenverlegungen ins GG (zur Vorbereitung des Angriffs auf die Sowjetunion) ließen weitere "Umsiedlertransporte"
nicht mehr zu. Militärische Gründe hätten bereits dazu geführt, 10.000 Juden aus der Stadt Lublin in Orte des Distrikts zu "evakuieren"
. Aus dem Distrikt Radom liege eine Mitteilung vor, wonach die militärischen Dienststellen "aus der Zwangslage der militärischen Situation"
heraus ab dem 12. März alle weiteren Umsiedlertransporte aus dem Reich zurückleiten würden. Da mit weiteren Maßnahmen dieser Art zu rechnen sei, könne er die Verantwortung für die Fortführung der Transporte nicht mehr tragen und beantrage die sofortige Aussetzung für zunächst drei Monate. (Ogorreck, S. 173)
Eichmann teilt dem Auswärtigen Amt mit, "daß im Hinblick auf die kommende Endlösung der Judenfrage derzeit an einer Weiterwanderung von Juden reichsdeutscher Staatsangehörigkeit, die sich in Jugoslawien befinden, kein Interesse besteht. Die Auswanderung von Juden aus dem Reichsgebiet über Lissabon nach USA hat in den letzten Wochen durch Lockerung der Bestimmungen für die Erteilung von USA-Visa erheblich zugenommen. Die Einschaltung der in Jugoslawien befindlichen Juden würde die Ausreisemöglichkeiten für Juden aus dem Reichsgebiet erheblich schmälern."
Göring wünsche "auch während der Krieges im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten eine verstärkte Judenabwanderung."
(Adler, S. 28)
Rede des deutschen Reichskommissars Seyss-Inquart in einer Parteiversammlung.
"Ich erkläre, daß mein Wort 'Wir wollen das niederländische Volk nicht bedrücken und ihm unsere Überzeugung nicht aufdrängen' nach wie vor gilt, aber es gilt nur für das niederländische Volk. Die Juden werden von uns nicht als ein Bestandteil des niederländischen Volkes angesehen. Die Juden sind für den Nationalsozialismus und das nationalsozialistische Reich der Feind. (...)Dies gilt hier (...) für die Zeit der Besetzung. Erwarten Sie von mir keine Verordnung, die dies festsetzt, außer Regelungen polizeilicher Natur. Wir werden die Juden schlagen, wo wir sie treffen, und wer mit ihnen geht, hat die Folgen zu tragen. Der Führer hat erklärt, daß die Juden in Europa ihre Rolle ausgespielt haben, und daher haben sie ihre Rolle ausgespielt. Das einzige, worüber wir reden können, ist die Schaffung eines erträglichen Übergangszustandes unter Wahrung des Standpunktes, daß die Juden Feinde sind, also unter Beobachtung aller Vorsichten, die man Feinden gegenüber anwendet." (IMT, PS-3430)
Transport aus Wien mit rund 1.000 Menschen nach Lágow.
"Richtlinien auf Sondergebieten"zur Vorbereitung des Überfalls auf die UdSSR
"Im Operationsgebiet des Heeres erhält der Reichsführer SS (Himmler) zur Vorbereitung der politischen Verwaltung Sonderaufgaben im Auftrage des Führers, die sich aus dem endgültig auszutragenden Kampf zweier entgegengesetzter politischer Systeme ergeben. Im Rahmen dieser Aufgaben handelt der Reichsführer SS selbständig und in eigener Verantwortung." (IMT, PS-447)
Diese Richtlinien geben Himmler für den bevorstehenden Vernichtungskrieg gegen Juden, Kommunisten und große Teile der Bevölkerung der Sowjetunion einen sehr weitgehenden Handlungsspielraum gegenüber der Wehrmacht.
Mitteilung des Staatssekretärs im Reichsarbeitsministerium, Dr. Syrup, an die Landesarbeitsämter.
"Der Reichsstatthalter in Posen hat mir mitgeteilt, daß im Warthegau 42.187 männliche und 30.936 weibliche, insgesamt 73.123 Juden für den Arbeitseinsatz im Reichsgebiet zur Verfügung stehen. Da die gegenwärtige Einsatzlage dazu zwingt, alle vorhandenen Arbeitskraftreserven auszunutzen, kann auf den Einsatz dieser Juden nicht verzichtet werden. Deshalb müssen im gesamten Reichsgebiet sofort geeignete Beschäftigungsmöglichkeiten bereitgestellt werden. Insbesondere müssen solche Beschäftigungsmöglichkeiten erschlossen werden, durch die andere Arbeitskräfte für den Einsatz bei dringlicheren Arbeiten freigemacht werden können. (...)
Ich bitte Sie, sich wegen Bereitstellung geeigneter Beschäftigungsmöglichkeiten für Juden sofort mit allen daran beteiligten und interessierten Stellen und größeren Betrieben in Verbindung zu setzen. (...) Auf den einzelnen Landesarbeitsamt-Bezirk entfallen zunächst etwa 2.000 Juden und 1.500 Jüdinnen. Die Anforderung dieser jüdischen Kräfte hat unmittelbar bei dem Reichsstatthalter in Posen zu erfolgen. (...) Um Berührungen mit der Bevölkerung auf ein Mindestmaß zu beschränken, sind die jüdischen Arbeitskräfte in Lager unterzubringen." (Adler, S. 211-212)
Dieses Rundschreiben wurde im April 1941 auf Befehl Hitlers widerrufen: Er lehnte die Hereinholung von jüdischen Zwangsarbeitern ins "Altreich"
unter allen Umständen ab.
In Posen/Poznan (Wartheland) findet auf Initiative der Leitung der Heeresgruppe B eine Besprechung über "Umsiedlungsfragen"
statt. Beteiligt sind Vertreter des Reichssicherheitshauptamtes, der Wehrmacht, der Reichsbahn und des Reichsverkehrsministeriums sowie des Generalgouvernements. Ergebnis ist, daß mit Wirkung vom 16. März vorläufig keine Transporte von Juden und Polen in das Generalgouvernement stattfinden sollen. (Ogorreck, S. 174)
Telegramm des deutschen Botschafters Thomsen an das Auswärtige Amt.
"Katholische Zeitung Register bringt Nachricht aus angeblich katholischer englischer Quelle unter Berufung auf Vatikan-Rundfunk, wonach Deutsche Regierung beabsichtigt, alle Geisteskranken zu töten. Bereits 100.000 seien an verschiedenen Orten, vor allem in Grafeneck, Württemberg, in Gaszellen getötet worden. Insassen von Altersheimen erwarten gleiches Schicksal." (ADAP, Serie D, Bd. XII.1, Nr. 199 Fußnote)
Das RSHA teilt dem Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien mit, daß vom nächsten Tag an "bis auf weiteres"
keine Evakuierungstransporte aus Wien und den eingegliederten Ostgebieten uns GG möglich seien. (Adler, S. 151; Safrian, S. 97)
Letzter Zwangsumsiedlertransport im Rahmen des 3. Nahplans: Statt, wie vorgesehen, insgesamt 250.000 Menschen bis zum 1. Mai 1941 zu deportieren, sind, einschließlich dieses Transports, lediglich etwa 25.000 Menschen ins GG abgeschoben worden. (Aly, Endlösung, S. 225)
Besuch Franks bei Hitler in Berlin.
Hitler überträgt Frank Vollmacht, wonach ihm abgesehen von der Wehrmacht sämtliche Dienststellen des Generalgouvernements unterstellt sind; er verspricht ihm, daß das GG "als erstes Gebiet judenfrei gemacht werde"
. (IMT, PS-2233)
Frank hatte Hitlers Entscheidung in seinem permanenten Kompetenzstreit mit Himmler und der SS angestrebt. Mit der von Hitler bestätigten Vollmacht hoffte er, sein Weisungsrecht gegenüber Polizeichef Krüger und den "Sicherheitsheitsorganen" durchsetzen zu können. Diese Erwartung erfüllte sich nicht.
Der Arbeitseinsatzführer des KL Auschwitz, SS-Untersturmführer Heinrich Schwarz, teilt in einem Monatsbericht dem Amt des Chefs der Polizei und der SS mit, daß wegen der für die Erweiterung des KL Auschwitz durchgeführten Aussiedlungen die Einwohner zahlreicher Ortschaften der Umgebung nach Nationalität getrennt registriert worden seien. Bisher seien zwei Transporte von je 800 Polen und 250 Juden abgeschickt worden. Da die Aussiedlungsaktionen in das GG derzeit eingestellt worden sind, sei eine neue Situation entstanden. Im Interesse des Ausbaus, der Trockenlegung und der Bewirtschaftung des gesamten Geländes um das Lager sollen Umsiedlungen innerhalb der Region erfolgen. (Czech, S. 82)
"Wien wird nun bald ganz judenrein. Und jetzt soll Berlin an die Reihe kommen. Ich spreche das schon mit dem Führer und Dr. Frank ab. Der stellt die Juden zur Arbeit an, und sie sind auch fügsam. Später müssen sie mal ganz aus Europa heraus." (Fröhlich, I.4, S. 543)
Meldung Rosenbergs an Hitler.
Der Haupttransport der in Paris von seinem Einsatzstab "sichergestellten"
, d.h. geraubten Kunstgüter aus jüdischem Besitz sei am15. März in Neuschwanstein eingetroffen. Es handele sich um "25 D-Zug-Packwagen mit wertvollsten Gemälden, Möbeln, Gobelins, Kunsthandwerk und Schmuckgegenständen"
. Darüber hinaus werde weiteres "herrenloses jüdisches Kulturgut"
zum Transport nach Deutschland vorbereitet; die entsprechenden Arbeiten in den besetzten westlichen Ländern würden voraussichtlich in zwei bis drei Monaten restlos beendet sein. (IMT, Dok. 014-PS)
Besprechung im Propagandaministerium. Beteiligt sind u.a. Eichmann für das RSHA und ein Vertreter des für die Rüstungsproduktion zuständigen Generalbaurats Speer.
Staatssekretär Gutterer berichtet, "daß Dr. Goebbels bei einer Unterhaltung an der Mittagstafel des Führers auf die in Berlin noch ansässigen 60-70.000 Juden aufmerksam gemacht habe. Man habe bei diesem Gespräch festgestellt, daß es nicht weiter anginge, daß die Hauptstadt des nationalsozialistischen Reiches auch heute noch eine derartig hohe Zahl Juden beherberge. Ein gewisser Teil der Juden pflege regen Verkehr mit ausländischen diplomatischen Kreisen in Berlin und vermiete Zimmer an ausländische Studenten, Journalisten, Diplomaten und hätte so Gelegenheit, staatsabträgliche Gerüchte zu verbreiten und stimmungsmäßig Schaden anzurichten.
Der Führer habe bei diesem Gespräch zwar nicht selbst entschieden, daß Berlin sofort judenfrei gemacht werden müsse, aber Dr. Goebbels sei der Überzeugung, daß ein geeigneter Evakuierungsvorschlag sicher die Zustimmung des Führers finden werden."
Eichmann berichtet, daß Heydrich schon vor 8-10 Wochen Hitler einen entsprechenden Vorschlag vorgelegt habe, der nur deshalb nicht ausgeführt worden sei, weil das Generalgouvernement zur Zeit keine Juden oder Polen aus dem Altreich aufnehmen könne. "Es läge zwar ein schriftlicher Befehl des Führers über die Evakuierung von 60.000 Juden aus Wien vor, die also das GG noch aufnehmen müsse. In Wien seien jedoch vorerst nur 45.000 Juden greifbar, so daß man die restlichen 15.000 Juden möglicherweise aus Berlin entfernen könne.Man müsse ferner bedenken, daß die Produktion heute jeden arbeitsfähigen Juden brauche, daß arbeitsfähige Juden, deren Zahl infolge Vergreisung des Judentums an sich schon nicht groß sei, zurzeit kaum noch aufzutreiben wären. Man beabsichtige sogar, aus dem Warthegau zeitweilig 42.000 männliche und 30.000 weibliche Arbeitskräfte ins Reich zu überführen. (...)
Der Vertreter des Generalbaurats Speer gab bekannt, daß zurzeit in Berlin 20.000 Wohnungen von Juden benützt werden. Diese Wohnungen benötige Speer als Reserve für Freimachungen bei evtl. größeren Fliegerschäden und später bei Freimachungen von Wohnungen, die bei der Neugestaltung Berlins abgerissen werden müssen. In Berlin besteht zurzeit ein Mangel von 160-180.000 Wohnungen."
Eichmann übernimmt es, für Goebbels einen Vorschlag zur "Evakuierung"
der Juden aus Berlin auszuarbeiten. (Adler, S. 153-153)
Dienstbesprechung in Krakau.
Ministerialdirigent Dr. Emmerich übergibt Frank eine Denkschrift über das Ghetto in Warschau. Darin wird ausgeführt, daß dort möglichst bald organisatorische und allgemeine Änderungen stattfinden müßten, da das Ghetto nach Ansicht Emmerichs wirtschaftspolitisch in der bisherigen Weise nicht gehalten werden könnte. Frank gibt Emmerich die Denkschrift zurück und fordert ihn auf, sie zunächst dem Gouverneur von Warschau, Fischer, zur Stellungnahme zu übermitteln. Anschließend werde er eine Sitzung zur Ghettosituation in Warschau ansetzen. (IMT, PS-2233)
Bericht der deutschen Botschaft in Paris an das Ausw. Amt.
In den letzten Wochen hat die französische Regierung Verwalter für die meisten jüdischen Geschäfte eingesetzt. Die Bildung eines zentralen Judenamts, "das insbesondere eine Bestandsaufnahme aller in Frankreich lebenden Juden durchführen soll"
, steht unmittelbar bevor. Die französische Regierung hat im unbesetzten Gebiet begonnen, ausländische Juden in Konzentrationslagern zu sammeln; französische Juden sollen später folgen. Bisher sind etwa 45.000 ausländische Juden, die durchweg ärmeren Schichten angehören, festgesetzt worden; weitere Internierungen erfolgen fortlaufend. Analoge Maßnahmen im besetzten Gebiet sind beabsichtigt, sobald Lager fertiggestellt sind.
"Bei Verbreitung von Nachrichten über französische antijüdische Maßnahmen in amerikanischer Presse wird zu berücksichtigen sein, daß amerikanische Kampagne Vichy-Regierung zum Nachgeben in Judenfrage veranlassen könnte. Empfehle daher, jedenfalls nur Meldungen über vollzogene Maßnahmen, nicht aber über Zukunftspläne zu bringen." (ADAP, Serie D, Bd. XII.1, Nr. 198)
Bericht des deutschen Botschafters beim Vatikan, Bergen, an das Auswärtige Amt.
Von einflußreichen italienischen Freunden werde er auf von Radio London verbreitete Gerüchte aufmerksam gemacht, daß in Deutschland Insassen von Irrenanstalten und Altersheimen getötet würden und daß Kampfgase zu Versuchszwecken an ihnen "ausprobiert"
würden. Er habe dies schon im November 1940 "sofort als Phantasieprodukte der Feindpropaganda zurückgewiesen"
. Bei seinem Protest gegen eine Rundfunksendung des Vatikan sei ihm gesagt worden, "es lägen weit schwerwiegendere Nachrichten vor, die mit Rücksicht auf Deutschland weder in der vatikanischen Presse noch im vatikanischen Rundfunk bekanntgegeben worden wären."
(ADAP, Serie D, Bd. XII.1, Nr. 199)
Regierungssitzung in Krakau.
Frank führt aus: "Das Generalgouvernement als Zweckgründung steht vor seinem Ende (...). Wir stehen vor einem Ereignis (dem Überfall auf die UdSSR) , jenseits dessen etwas anderes entstehen wird. Das Generalgouvernement, wie wir es kennen und wie wir es erarbeitet haben, wird wesentlich reicher sein, glücklicher sein, wird mehr Förderung erfahren und wird vor allem entjudet werden. Es wird aber auch den charakteristischen Anblick eines noch vorherrschenden polnischen Lebens verlieren; denn mit den Juden werden auch die Polen dieses Gebiet verlassen. Der Führer ist entschlossen, aus diesem Gebiet im Laufe von 15 bis 20 Jahren ein rein deutsches Land zu machen."
Gouverneur Fischer berichtet, daß die Ghettobildung in Warschau sich gut bewährt habe. "Zinsen und Abgaben würden regelmäßig bezahlt. Zur Zeit würden 25.000 Juden in die Meliorationsarbeit gebracht und täglich ungefähr 15.000 Juden in Betrieben beschäftigt. Der Distrikt Lublin habe 25.000 Juden für Meliorationsarbeiten angefordert. Wenn sich die Entwicklung weiter so vollziehe, brauche man mit besonderen Schwierigkeiten im Ghetto nicht zu rechnen, um so weniger, da die Versorgung auch sichergestellt sei."
Gouverneur Zörner berichtet, daß aus Lublin innerhalb von drei Tagen 10.000 Juden "evakuiert"
worden seien. In die freigemachten Wohnungen würden nun Polen einquartiert, deren bisherige Wohnviertel der Wehrmacht zur Verfügung gestellt würden. "In den Kreisstädten von besonderer Bedeutung seien ebenfalls die Judenviertel freigemacht worden, und man sei im Begriff, die ausgesiedelten Juden zu konzentrieren. Alles vollziehe sich mit größter Schnelligkeit nach einem bestimmten Plan."
(Präg, S. 335-338; IMT, PS-2233)
Ansprache Franks vor den Leitern des Arbeitsbereichs Generalgouvernement der NSDAP in Krakau.
"Es muß unser Ziel sein, daß wir dieses Land völlig dem deutschen Volkstum erobern. Das wird in einigen Jahrzehnten sicherlich der Fall sein, vielleicht gelingt es schon früher. Es wird vor allem so sein, daß, wie der Führer das letzte Mal beim Essen sagte, der Generalgouverneur die Absicht habe, aus dem GG den arischsten Gau des deutschen Reiches zu machen. Ich erwiderte dem Führer: 'Ich nehme Sie beim Wort, das ist auch unsere Absicht; wir sind durch die Juden am tiefsten gesunken, wir wollen ohne sie am höchsten steigen. Der Führer hat mir versprochen, daß das GG in absehbarer Zeit von Juden völlig befreit sein werde. Außerdem ist klar entschieden, daß das GG in Zukunft ein deutscher Lebensbereich sein wird. Wo heute 12 Millionen Polen wohnen, sollen einmal 4 bis 5 Millionen Deutsche wohnen. Das GG muß ein so deutsches Land werden wie das Rheinland." (Präg, S. 338-339)
"entjudete"Gewerbebetriebe
Wer einen jüdischen Gewerbebetrieb übernommen hat und dafür den Namen eines früheren jüdischen Inhabers oder Gesellschafters führt, ist verpflichtet, den Namen des Juden binnen vier Monaten nach Inkrafttreten dieser Verordnung aus der Firma des übernommenen Geschäfts zu entfernen und eine neue Firma zu bilden. (Walk, S. 338)
Ein Gesetz erlaubt die Beschlagnahme der Wohnungen, Häuser und städtischen Grundstücke von Juden. Rund 41.000 Wohnungen und Häuser werden konfisziert.
Auf deutsches Drängen wird ein "Generalkommissariat für Judenfragen"
eingerichtet, dessen Chef Xaver Vallat wird. Das Amt soll die Arbeit der Treuhänder und der jüdischen Organisationen überwachen sowie weitere antijüdische Gesetze vorbereiten.
Hitler charakterisiert vor Kommandeuren und Stabschefs der bevorstehenden Krieg gegen die UdSSR als "Kampf zweier Weltanschauungen gegeneinander"
. Der Bolschewismus sei "soziales Verbrechertum"
, eine "ungeheure Gefahr für die Zukunft. (...) Wir müssen vom Standpunkt des soldatischen Kameradentums abrücken. (...) Es handelt sich um einen Vernichtungskampf. Wenn wir es nicht so auffassen, dann werden wir zwar den Feind schlagen, aber in 30 Jahren wird uns wieder der kommunistische Feind gegenüberstehen."
"Kampf gegen Rußland: Vernichtung der bolschewistischen Kommissare und der kommunistischen Intelligenz. Die neuen Staaten müssen sozialistische Staaten sein, aber ohne eigene Intelligenz. Es muß verhindert werden, daß eine neue Intelligenz sich bildet. Hier genügt eine primitive sozialistische Intelligenz. Der Kampf muß geführt werden gegen das Gift der Zersetzung. Das ist keine Frage der Kriegsgerichte. Die Führer der Truppe müssen wissen, worum es geht. (...) Kommissare und GPU-Leute sind Verbrecher und müssen als solche behandelt werden." (Domarus, S. 1681-1682)
Die Errichtung eines Ghettos in Kielce wird angeordnet.
In der Stadt lebten vor dem Krieg schätzungsweise 24.000 jüdische Menschen. Ihre Zahl stieg dadurch an, daß mehrere tausend Juden aus benachbarten Kleinstädten und aus dem Wartheland nach Kielce deportiert wurden.
In Amsterdam wird eine "Zentralstelle für jüdische Auswanderung"
eingerichtet. Zweck ist die systematische Erfassung aller Juden zur Vorbereitung der "kommenden endgültigen Lösung der Judenfrage in ganz Europa"
.
Bulgarien tritt der "Achse"
bei und stellt sein Territorium der deutschen Wehrmacht für den Aufmarsch gegen Jugoslawien und Griechenland zur Verfügung.
Besuch des jugoslawischen Prinzregenten Paul bei Hitler. Dabei wird eine Erklärung der grundsätzlichen Bereitschaft Jugoslawiens, der "Achse"
beizutreten, erreicht.
Beginn des Transports von insgesamt 58.000 britischen Soldaten nach Griechenland.
Endgültige Annahme der Lend-Lease Bill durch das amerikanische Parlament.
Das Gesetz gibt dem Präsidenten im Rahmen von vorerst 7 Mrd. Dollar die uneingeschränkte Vollmacht, alle für den beschleunigten Aufbau der amerikanischen Streitkräfte nötigen Waffen, Ausrüstungsgegenstände und Verbrauchsgüter produzieren zu lassen und damit "auf (praktisch unbegrenzten) Kredit"
auch die Staaten zu beliefern, deren Verteidigung er als für die Sicherheit der USA lebensnotwendig erachtet, also in erster Linie Großbritannien, seit Oktober 1941 auch die UdSSR.
Jugoslawien erklärt seinen Beitritt zur "Achse"
, nachdem Deutschland auf Seine Forderung, Truppentransporte durch Jugoslawien führen zu können, verzichtet hat.
Als Reaktion auf die Beitrittserklärung zur "Achse"
findet in Belgrad ein Staatsstreich statt. Eine neue Regierung unter General Simowitsch wird gebildet; der bisherige Regent Prinz Paul geht ins Exil.
Besprechung Hitlers mit Göring und den führenden Militärs. Hitler teilt Seine Entscheidung mit, "Jugoslawien militärisch und als Staatsgebilde zu zerschlagen"
. Italien, Ungarn und Bulgarien werden zur Mitwirkung aufgefordert. Hitler unterzeichnet die "Weisung Nr. 25"
, die einen Blitzfeldzug gegen Jugoslawien in Verbindung mit dem schon länger geplanten Angriff auf Griechenland vorsieht. Das erfordert eine Verschiebung des Angriffs auf die UdSSR um etwa vier Wochen.