Der Reichsbevollmächtigte v. Renthe-Fink wird durch SS-Brigadeführer Best abgelöst. Dieser setzt zunächst im Wesentlichen die Politik seines Vorgängers fort: Erhalt der breiten Regierungskoalition unter Ausschluß der dänischen Nationalsozialisten; Zurückhaltung in der "Judenfrage"
, obwohl der Judenreferent des Auswärtigen Amtes, Rademacher, eine Verschärfung der Maßnahmen befürwortete.
Neue große Razzien zur Füllung der Deportationszüge. Alle jüdischen Männer aus den Arbeitslagern werden ins KL Westerbork, den Ausgangspunkt der Deportationszüge, verlegt.
In Drogobytsch (Ukraine) wird Anfang Oktober ein Ghetto errichtet, in das rund 10.000 Juden gesperrt werden, darunter die Überlebenden der jüdischen Gemeinden der Umgebung. Deportationen beginnen am 23./24. Oktober.
Aus Wien geht ein Deportationszug mit rund 1.300 Menschen nach Theresienstadt ab.
Im Frauenlager B Ia in Birkenau wird eine "Selektion"
durchgeführt; 2.000 weibliche Häftlinge werden in die Gaskammern geschickt. (Czech, S. 312)
Aus Drancy werden 210 Juden nach Auschwitz eingeliefert. 22 Frauen und 34 Männer werden als Häftlinge registriert, die anderen 154 Menschen werden in den Gaskammern getötet. (Czech, S. 313)
Der Transport war nur aus "Prestigegründen" gegenüber den französischen Stellen abgefahren; das Soll von 1.000 Menschen pro Zug war bei weitem nicht erreicht worden. Im Oktober fanden keine Deportationen aus Frankreich statt. Der Transportplan konnte vor allem deshalb nicht realisiert werden, weil die Vichy-Regierung nicht in gewünschter Weise kooperierte.
Im Frauenlager B Ia in Birkenau wird erneut eine "Selektion"
durchgeführt; 2.012 weibliche Häftlinge werden in die Gaskammern geschickt. (Czech, S. 313)
Schreibens Himmlers an Pohl (Chef des Wirtschaftsamts der SS, WVHA), Krüger (Polizei- und SD-Chef im Generalgouvernement), Globocnik (Verantwortlicher für die Vernichtungslager im GG) und Wolff (Leiter von Himmlers Persönlichem Stab).
Betr. die geplante Ersetzung jüdischer Arbeitskräfte durch Polen.
- "Ich habe angeordnet, die ganzen sogenannten Rüstungsarbeiter, die lediglich in Schneider-, Pelz- und Schusterwerkstätten arbeiten, (...) an Ort und Stelle, d.h. also in Warschau, Lublin, in KL zusammenzufassen. Die Wehrmacht soll ihre Bestellungen an uns geben und wir garantieren ihr den Fortgang der Lieferungen für die von ihr gewünschten Bekleidungsstücke. Gegen alle diejenigen jedoch, die glauben, hier mit angeblichen Rüstungsinteressen entgegentreten zu müssen, die in Wirklichkeit lediglich die Juden und ihre Geschäfte unterstützen wollen, habe ich Anweisung gegeben, unnachsichtlich vorzugehen.
- Die Juden, die sich in wirklichen Rüstungsbetrieben, also Waffenwerkstätten, Autowerkstätten, usw. befinden, sind Zug um Zug herauszulösen. Als erste Stufe sind sie in den Betrieben in einzelnen Hallen zusammen zu fassen. Als zweite Stufe dieser Entwicklung ist die Belegschaft dieser einzelnen Hallen im Austausch tunlichst in geschlossenen Betrieben zusammen zu tun, so daß wir dann lediglich einige geschlossene Konzentrationslager-Betriebe im Generalgouvernement haben.
- Es wird dann unser Bestreben sein, diese jüdischen Arbeitskräfte durch Polen zu ersetzen und die größere Anzahl dieser jüdischen KL-Betriebe in ein paar wenige jüdische KL-Großbetriebe tunlichst im Osten des Generalgouvernements zusammenzufassen. Jedoch auch dort sollen eines Tages dem Wunsche des Führers entsprechend die Juden verschwinden." (Heiber, Himmler-Briefe, S. 151-152)
Der deutsche Gesandte in Bukarest, Killinger, an das Auswärtige Amt.
Die USA ließen kürzlich den Rumänen eine Protestnote gegen die Vertreibung von Juden aus Rumänien nach Transnistrien überreichen. Die amerikanische Regierung drohe mit Repressalien gegen in den USA lebende Rumänen, falls die Deportationen nicht eingestellt würden. Am 16. September habe der rumänische Ministerrat getagt und hinsichtlich des amerikanischen Protests beschlossen, "das Judenproblem in Rumänien gemäß den hier gefaßten Beschlüssen restlos zu lösen und keinerlei von außen kommende Interventionen zu beachten"
. (ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 5)
Ankunft eines Deportationszugs aus Westerbork mit 1.014 Menschen in Auschwitz. Eine erste "Selektion"
, bei der wahrscheinlich etwa 300 Männer für oberschlesische Arbeitslager aus dem Zug geholt wurden, fand schon unterwegs statt. In Auschwitz werden 33 Frauen und 29 Männer als Häftlinge in das Lager übernommen; etwa 650 Menschen werden in den Gaskammern ermordet.
Aus dem Frauenlager BIa in Birkenau werden nach einer "Selektion"
1.800 Frauen in die Gaskammern geschickt. (Czech, S. 313)
Aus Berlin werden 811 jüdische Menschen nach Reval (Lettland) deportiert.
"Noch eines möchte ich dem deutsche Volke sagen und in ihre Herzen einbrennen: Was würde denn das Los des deutschen Volkes sein, wenn wir diesen Kampf nicht gewinnen würden. (...) Wird der Krieg verloren, dann bist du vernichtet. Der Jude steht mit seinem nie versiegenden Haß hinter diesem Vernichtungsgedanken. (...) Dieser Krieg ist nicht der zweite Weltkrieg, dieser Krieg ist der große Rassenkrieg. (...) Der Jude ist hinter allem, und er ist es, der uns den Kampf auf Tod und Verderben angesagt hat. Und darin mag sich keiner täuschen und glauben, er könne nachher ankommen und sagen: 'Ich bin immer ein guter Demokrat unter diesen gemeinen Nazis gewesen'. Er wird den einen wie den anderen behandeln. Denn Seine Rachsucht gilt dem deutschen Volk. Keine Spaltung, kein Mißtrauen darf aufkommen, auch keine idiotischen Gerüchte dürfen nachgeplappert werden. Denn auch der macht sich schuldig, selbst wenn er es auch nur - wie so oft - aus Dummheit tut." (Bankier, S. 225)
Transport aus Wien mit rund 550 Menschen nach Minsk.
Das Anfang April 1942 errichtete Ghetto von Dubno wird von den Deutschen "liquidiert"
. Ungefähr 3.000 Juden werden erschossen.
Aus dem KL Ravensbrück werden 622 weibliche Häftlinge, darunter 522 jüdische Frauen, nach Auschwitz eingeliefert. (Czech, S. 315)
Aufzeichnung des Unterstaatssekretärs im Auswärtigen Amt, Luther.
Er habe am 5. Oktober mit dem ungarischen Gesandten in Berlin, Sztójay, ein Gespräch "zur Judenfrage"
geführt und ihm dabei u.a. gesagt:
"Hinsichtlich der Vermögensregelung schlagen wir das Territorialprinzip vor, d.h. wir behalten das Vermögen der ungarischen Juden in Deutschland und Ungarn dasjenige der ehemals reichsdeutschen Juden in Ungarn."
"Judenfrage"in Ungarn. Deutschland drängt auf folgende Maßnahmen:
"Fortschreitende Gesetzgebung mit dem Ziel der Ausschaltung aller Juden aus dem kulturellen und dem Wirtschaftsleben, Kennzeichnung der Juden, Aussiedlung nach dem Osten im Benehmen mit uns, mit dem Endziel einer restlosen Erledigung der Judenfrage in Ungarn".
Die Frage Sztójays, ob dieselben Forderungen auch an Italien gestellt würden, wird von Luther bejaht. Sztójay werde um den 18. Oktober herum in Budapest sein und dann die ganze Angelegenheit eingehend mit dem Ministerpräsidenten und eventuell auch mit Horthy besprechen, der "größtes Verständnis für unsere Wünsche aufbringe"
. Ungarn habe unter den Juden besonders schwer zu leiden gehabt. Juden hätten in allen wichtigen Zweigen der ungarischen Wirtschaft einflußreiche Positionen eingenommen; daher sei es nicht leicht und erfordere einige Zeit, die "endgültige Bereinigung dieser Frage"
durchzuführen.
Sztójay weist darauf hin, daß der ungarische Ministerpräsident Kállay "besonders an der Frage interessiert ist, ob den Juden nach ihrer Evakuierung im Osten eine weitere Existenz ermöglicht würde. Es gingen manche Gerüchte in dieser Beziehung um, die er natürlich persönlich nicht glaube, dagegen sei Ministerpräsident Kállay hierüber etwas beunruhigt. er wolle sich nicht den Vorwurf machen lassen, die ungarischen Juden nach ihrer Evakuierung dem Elend oder noch Schlimmerem überantwortet zu haben. Meine Antwort, daß alle evakuierten Juden (...) im Osten zunächst zum Straßenbau Verwendung fänden und später in einem Judenreservat untergebracht werden würden, beruhigte ihn sichtlich."
Luther fügt, da Sztójay mehrmals die Gleichbehandlung der deutschen Verbündeten problematisierte, seinem Bericht die Bemerkung an, es scheine ihm "von besonderer Bedeutung zu sein, daß wir die italienische Regierung dazu veranlassen, auch ihrerseits endlich die Judenfrage zu einer endgültigen Lösung zu bringen. (...) Ich werde in den nächsten Tagen eine Notiz über den Stand der Judenfrage in Italien und die von uns der italienischen Regierung zweckmäßigerweise zu unterbreitenden Anregungen bzw. Wünsche vorlegen."
(...) (ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 6)
Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD, Heydrich, teilt mit, daß voraussichtlich im Laufe des Monats November mit der Aussiedlung von Polen aus dem Distrikt Lublin begonnen werde, um dort Raum für die Ansetzung von "Volksdeutschen"
aus Osteuropa zu schaffen. - Die Arbeitsfähigen unter diesen Polen sollen im Reichsgebiet, insbesondere Berlin, anstelle der "abzulösenden"
Juden in Rüstungsbetrieben eingesetzt werden. (IMT, L-061)
Aus Westerbork werden 2.012 jüdische Menschen nach Auschwitz eingeliefert. Eine erste "Selektion"
, bei der wahrscheinlich etwa 500 Männer für verschiedene Arbeitslager ausgewählt wurden, fand schon während der Fahrt statt. In Auschwitz werden nur noch 58 Frauen und 40 Männer als Häftlinge registriert. Etwa 1.414 Menschen aus diesem Transport werden zusammen mit aus dem Lager "selektierten"
weiblichen Häftlingen in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 316)
Juden wird jeder direkte oder mittelbare Verkehr mit fremden diplomatischen Vertretungen sowie mit nichtjüdischen Ausländern verboten. (Walk, S. 389)
Einrichtung einer Kriegsverbrechen-Kommission der Vereinten Nationen. Präsident Roosevelt kündigt an, es sei das Ziel seiner Regierung, daß die erfolgreiche Beendigung des Krieges Bestimmungen über die Auslieferung der Kriegsverbrecher an die Vereinten Nationen einschließen müsse. (FRUS, vol. V, S.177/178)
Aus Wien geht ein Zug mit rund 1.320 jüdischen Menschen nach Theresienstadt ab.
Vertrauliche Information der Parteikanzlei (Bormann) an die Gau- und Kreisleiter der NSDAP.
Betr. Vorbereitende Maßnahmen zur Endlösung der europäischen Judenfrage. Gerüchte über die Lage der Juden im Osten.
"Im Zuge der Arbeiten an der Endlösung der Judenfrage werden neuerdings innerhalb der Bevölkerung in verschiedenen Teilen des Reichsgebiets Erörterungen über 'sehr scharfe Maßnahmen' gegen die Juden besonders in der Ostgebieten angestellt. Die Feststellungen ergaben, daß solche Ausführungen - meist in entstellter und übertriebener Form - von Urlaubern der verschiedenen im Osten eingesetzten Verbände weitergegeben werden, die selbst Gelegenheit hatten, solche Maßnahmen zu beobachten.
Es ist denkbar, daß nicht alle Volksgenossen für die Notwendigkeit solcher Maßnahmen das genügende Verständnis aufzubringen vermögen, besonders nicht die Teile der Bevölkerung, die keine Gelegenheit haben, sich aus eigener Anschauung ein Bild von dem bolschewistischen Greuel zu machen.
Um jeder Gerüchtebildung in diesem Zusammenhang, die oftmals bewußt tendenziösen Charakter trägt, entgegentreten zu können, werden die nachstehenden Ausführungen zur Unterrichtung über den derzeitigen Sachstand wiedergegeben:
Seit rund 2000 Jahren wurde ein bisher vergeblicher Kampf gegen das Judentum geführt. Erst seit 1933 sind wir daran gegangen, nunmehr Mittel und Wege zu suchen, die eine völlige Trennung des Judentums vom deutschen Volkskörper ermöglichen. Die bisher durchgeführten Lösungsarbeiten lassen sich im wesentlichen wie folgt unterteilen:
- Zurückdrängung der Juden aus den einzelnen Lebensgebieten des deutschen Volkes. Hier sollen die durch den Gesetzgeber erlassenen Gesetze das Fundament bilden, das die Gewähr dafür bietet, auch die künftigen Generationen vor einem etwaigen neuerlichen Überfluten durch den Gegner zu schützen.
- Das Bestreben, den Gegner aus dem Reichsgebiet völlig hinauszudrängen. In Anbetracht des dem Deutschen Volk zur Verfügung stehenden nur eng begrenzten Lebensraumes hoffte man, dieses Problem im wesentlichen durch Beschleunigung der Auswanderung der Juden zu lösen.
Seit Beginn des Krieges 1939 wurden diese Auswanderungsmöglichkeiten in zunehmendem Maße geringer, zum anderen wuchs neben dem Lebensraum des Deutschen Volkes sein Wirtschaftsraum stetig an, so daß heute in Anbetracht der großen Zahl der in diesen Gebieten ansässigen Juden eine restlose Zurückdrängung durch Auswanderung nicht mehr möglich ist. Da schon unsere nächste Generation diese Frage nicht mehr so lebensnah und auf Grund der ergangenen Erfahrungen nicht mehr klar genug sehen wird und die nun einmal ins Rollen gekommene Angelegenheit nach Bereinigung drängt, muß das Gesamtproblem noch von der heutigen Generation gelöst werden.
Es ist daher die völlige Verdrängung bzw. Ausscheidung der im europäischen Wirtschaftsraum ansässigen Millionen von Juden ein zwingendes Gebot im Kampf um die Existenzsicherung des deutschen Volkes.
Beginnend mit dem Reichsgebiet und überleitend auf die übrigen in die Endlösung einbezogenen europäischen Länder werden die Juden laufend nach dem Osten in große, zum Teil vorhandene, zum Teil noch zu errichtende Lager transportiert, von wo aus sie entweder zur Arbeit eingesetzt oder noch weiter nach dem Osten verbracht werden. Die alten Juden sowie Juden mit hohen Kriegsauszeichnungen (E.K. I, Goldene Tapferkeitsmedaille usw.) werden laufend nach der im Protektorat Böhmen und Mähren gelegenen Stadt Theresienstadt umgesiedelt.
Es liegt in der Natur der Sache, daß diese teilweise sehr schwierigen Probleme im Interesse der endgültigen Sicherung unseres Volkes nur mit rücksichtsloser Härte gelöst werden können." (IMT, PL-49)
Juden dürfen keine Bücher in Buchhandlungen mehr kaufen. (Walk, S. 389)
Die italienischen Rassengesetze treten auch in Libyen in Kraft.
Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt, Luther, weist am 9. Oktober den deutschen Gesandten in Sofia, Beckerle an, der bulgarischen Regierung die "Aussiedlung"
der Juden mit deutscher Hilfe nahezulegen. Beckerle soll von Bulgarien (nach slowakischem Vorbild) ein Kopfgeld von 250 RM pro deportierte Person verlangen. Allerdings sei dieser Punkt verhandelbar, um der bulgarischen Regierung keinen Vorwand für eine Ablehnung der Deportationsforderung zu geben.
Bulgarien reagiert ausweichend: Die Juden würden noch dringend zum Straßen- und Eisenbahnbau benötigt. (Benz, Dimension, S. 285-286)
Der Leiter der Abteilung Arbeitseinsatz des KL Auschwitz teilt dem Wirtschaftsamt der SS mit, "daß eine Überstellung von polnischen Häftlingen nach anderen Lagern, bedingt durch den Facharbeitermangel der jüdischen Zugänge, unmöglich"
sei. Anderenfalls "würde zwangsläufig der gesamte Baubetrieb des hiesigen Lagers lahmgelegt werden"
.
Gegen die Überstellung von Juden in das KL Auschwitz sei hingegen nichts einzuwenden, da sie hier dringend benötigt würden. (Czech, S. 318)
Ein Deportationszug aus dem niederländischen Lager Westerbork mit 1.703 Menschen kommt in Auschwitz an. 344 Männer und 108 Frauen werden in das Lager eingewiesen, die anderen 1.251 werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 318)
4.000 Menschen, darunter die Kinder des Waisenhauses, werden aus dem Ghetto von Kolomyja (Ukraine) in das Vernichtungslager Belzec abtransportiert.
Der deutsche Botschafter in Rom, von Mackensen, an das Auswärtige Amt.
Außenminister Ciano hat heute eine Note zur Behandlung italienischer Juden in den besetzten westlichen Ländern übergeben lassen und darauf hingewiesen, daß Mussolini persönlich mit der Angelegenheit befaßt worden sei. Die Italienische Regierung bestehe darauf, italienische Juden in erster Linie als italienische Staatsangehörige zu betrachten, die Anspruch auf gleichen Schutz wie alle anderen Italiener hätten; "insbesondere einer Abschiebung nach dem Osten würde die italienische Regierung niemals zustimmen können"
.
Außerdem fürchte Italien, daß eine uneingeschränkte Zustimmung zu den von Deutschland geplanten antijüdischen Maßnahmen Seine Stellung gegenüber anderen Ländern schwächen würde. So versuche Frankreich beispielsweise, sich das Eigentum italienischer Juden in Tunis anzueignen. (ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 38)
Zur "Judenfrage"
führte Himmler nach eigenem Bericht aus: "Die Juden würden aus ganz Deutschland, dem Generalgouvernement und allen von uns besetzten Ländern herausgenommen, da sie überall die Träger der Sabotage, Spionage und des Widerstandes sowie der Bandenbildung seien. In Rußland hätten wir eine nicht unerhebliche Anzahl von Juden, und zwar Mann und Weib, erschießen müssen, da dort selbst die Frauen und halbwüchsigen Kinder Nachrichtenträger für die Partisanen gewesen wären. Der Duce betonte von sich aus, daß das die einzig mögliche Lösung wäre. Ich sagte dem Duce, daß wir die Juden, die politisch belastet wären, in Konzentrationslager verbrächten, daß wir andere Juden zum Straßenbau im Osten verwendeten, wobei allerdings die Sterblichkeit eine sehr hohe sei, da die Juden ja im Leben noch niemals gearbeitet hätten. Die ältesten Juden würden in Altersheimen in Berlin, München und Wien untergebracht. Die sonstigen alten Juden wären in dem Städtchen Theresienstadt, als Altersghetto der deutschen Juden, eingesetzt worden, bekämen dort ihre Pension und ihre Bezüge weiter und könnten sich dort ihr Leben völlig nach eigenem Geschmack einrichten, allerdings stritten sie dort in lebhaftester Form miteinander. Einen anderen Teil der Juden hätten wir versucht, im Osten durch Lücken in der Front zu den Russen herüberzutreiben, wobei allerdings die Russen des öfteren auf solche Judenhaufen geschossen hätten und sie offenkundig ebenfalls nicht gemocht hätten."
(ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 91)
Aus dem belgischen Lager Malines kommen zwei Züge mit 999 und 675 Juden in Auschwitz an, darunter insgesamt annähernd 500 Kinder. Nur 88 Frauen und 28 Männer werden als Häftlinge übernommen; 1.558 Menschen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 318-319)
10.000 Juden ungarischer oder rumänischer Abstammung, die "einflußreiche"
Verwandte in den USA haben, sollen in einem speziellen Lager wohlbehalten und gesund aufbewahrt werden, um sie eventuell als Geiseln einsetzen zu können. (Braham, Destruction I, Nr. 30)
Mitteilung des deutschen Botschafters in Paris, Abetz, an das Auswärtige Amt.
Die USA haben sich gegenüber der französischen Regierung bereit erklärt, Visen zur Einwanderung für 1.000 jüdische Kinder zu erteilen. Amerika sei bereit, insgesamt 5.000 jüdische Kinder aufzunehmen. - Es handele sich größtenteils um Waisenkinder bzw. die Kinder von Deportierten. Der französische Regierungschef Laval habe Bereitschaft geäußert, "den Amerikanern die Kinder zu geben, da er sie selbst los sein wolle. Er werde aber in seiner Antwortnote ausdrücklich darauf hinweisen, daß es sich nicht um Kinder handele, die beim Abschieben nach dem Osten von ihren Eltern getrennt worden seien. Er werde außerdem das Verlangen stellen, daß bei Ankunft der Kinder keine Empfangsfeierlichkeiten veranstaltet oder sonstige Propaganda gemacht werden."
(ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 41)
Unterstaatssekretär Luther vom Auswärtigen Amt an die deutsche Botschaft in Ankara.
"In besetzten Gebieten Frankreichs, Belgiens und den Niederlanden befindet sich noch eine größere Anzahl ausländischer Juden, welche in die von Besatzungsbehörden getroffenen Maßnahmen nicht einbezogen sind. Diese Juden benehmen sich teilweise unter Berufung auf ihre Staatszugehörigkeit sehr anmaßend und bereiten der Durchführung notwendiger Maßnahmen große Schwierigkeiten. Ihr Verbleiben kann aus Gründen militärischer Sicherheit nicht geduldet werden."
Daher sei beabsichtigt, sie ab 1. Januar 1943 den allgemeinen Maßnahmen, einschließlich Deportation, zu unterwerfen.
Unter diesen Juden befinde sich eine größere Zahl türkischer Staatsangehöriger, allein in Paris 3.046. Die Botschaft soll an die türkische Regierung herantreten und sie von den geplanten Maßnahmen unterrichten, um ihr Gelegenheit zur Rückholung ihrer Staatsangehörigen zu geben. "Spätere Ausnahmebehandlung sei nicht mehr möglich."
(ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 42)
Handwerksmeister und Betriebsführer der gewerblichen Wirtschaft, die mit einem jüdischen Ehepartner verheiratet sind, dürfen keine "deutschblütigen"
Lehrlinge mehr ausbilden. (Walk, S. 389)
Die jüdische Gemeinde der westpolnischen Stadt Piotrków Trybunalski, wo vor dem deutschen Einmarsch etwa 18.000 Juden - ein Drittel der Gesamtbevölkerung - gelebt hatten, wird von den Deutschen vernichtet. Außer 2.000 Menschen mit Arbeitsbescheinigungen und 2.500 Geflüchteten und Versteckten werden alle Männer, Frauen und Kinder zur Deportation nach Treblinka zusammengetrieben. (EdH, S. 1114-1115)
Aus Westerbork werden 1.711 jüdische Menschen nach Auschwitz eingeliefert. Nach der "Selektion"
werden 351 Männer und 69 Frauen als Häftlinge registriert; die anderen 1.291 Menschen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 320)
Telegramm des Unterstaatssekretärs im Auswärtigen Amt, Luther, an die deutsche Botschaft in Budapest:
Er bitte, "nun der ungarischen Regierung mitzuteilen, daß eine Ausnahmebehandlung ungarischer Juden im Reich nicht mehr länger möglich ist"
(...). Ungarn möge den geplanten Maßnahmen zustimmen oder Seine Staatsangehörigen zurückholen.
"Schwieriger, aber auch dringlicher erweist sich das Problem der Judenbehandlung in Ungarn selbst. Bitte daher ungarischer Regierung Gründe auseinanderzusetzen, die uns bewegen, nach dem Willen des Führers eine baldige und vollständige Lösung der Judenfrage in Europa anzustreben, und die ungarische Regierung zu bitten, auch ihrerseits die dazu erforderlichen Maßnahmen voranzutreiben. Die bisherigen Ansätze in dieser Richtung würden von uns begrüßt, seien allerdings noch weit davon entfernt, mit der Entwicklung in Deutschland und anderen erneuerungswilligen Staaten Europas Schritt zu halten. Alle Voraussetzungen aber sprächen dafür, die Frage noch während des Krieges zu einem endgültigen Abschluß zu bringen. Es handle sich dabei nicht um ein deutsches, sondern um ein gesamteuropäisches Interesse. Die großen Anstrengungen, die Deutschland auf diesem Gebiet mache und vor der Welt verantworte, seien illusorisch, wenn in einzelnen Gebieten Europas die Juden weiterhin Möglichkeiten der intellektuellen und wirtschaftlichen Einflußnahme in Verbindung mit dem uns bekämpfenden Weltjudentum besäßen." (ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 51)
Der deutsche Gesandte in Zagreb, Kasche, an das Auswärtige Amt.
Der kroatische Finanzminister Kosak habe sich am 9. Oktober bereit erklärt, dem Deutschen Reich für jeden "ausgesiedelten"
Juden 30 RM zu zahlen. "Vorbereitungsarbeiten für die Aussiedlung der Juden aus den von den Italienern besetzten Zonen"
und "vertrauliche Erfassung sämtlicher Juden"
würden durchgeführt. (ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 49)
Aus Theresienstadt geht ein Transport mit rund 2.000 jüdischen Menschen zum Vernichtungslager Treblinka ab.
In Bereshany (Ukraine) werden die überlebenden Juden in ein Ghetto gesperrt.
Die Deutschen "liquidieren"
das Ghetto von Brest-Litowsk. Die Bewohner werden zusammengetrieben und in Züge zum Bahnhof Bronagora verladen, wo sie unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet werden.
In Brest-Litowsk hatten vor dem deutschen Einmarsch mehr als 20.000 Juden gelebt, gut 40% der Gesamtbevölkerung der Stadt. (EdH, S. 241-242)
Der SS- und Polizeiführer im Distrikt Galizien teilt betr. "Einsatz jüdischer Arbeitskräfte"
dem Rüstungskommando Lemberg (Llow) am 19. Oktober mit:
Nach Besprechung zwischen ihm und dem Kommandeur des Rüstungskommandos Lemberg sei am 17. Oktober folgende Vereinbarung getroffen worden: Die jüdischen Arbeitskräfte seien grundsätzlich zu "kasernieren"
und stünden in den Lagern unter Kontrolle des SS- und Polizeiführers. Die vorläufige Kasernierung sei von den Werksleitungen selbst vorzunehmen. Auf keinen Fall dürften die Angehörigen der jüdischen Arbeiter dort Unterkunft finden. Für die in Lemberger Betrieben beschäftigten jüdischen Arbeitskräfte werde noch eine Sonderregelung getroffen. Vorläufig würden sie "im jüdischen Wohnbezirk geschlossen untergebracht"
.
Die Verpflegung der Zwangsarbeiter erfolge durch die Werke und ausschließlich dort. Vom 1. November an werde an jüdische Arbeitskräfte generell kein Barlohn mehr gezahlt. Man sei sich aber einig, "daß es notwendig ist, die jüdischen Arbeitskräfte auch arbeitsfähig zu erhalten; das bedingt entsprechende Unterkunft, Bekleidung und ärztliche Betreuung."
(IMT, L-018)
Außenminister Ribbentrop an den deutschen Botschafter in Zagreb, Kasche.
Ribbentrop tadelt Kasche wegen seiner ständigen Druckausübung auf die Italiener in der "Judenfrage"
und erinnert daran, daß das Bündnis mit Italien die Basis der deutschen Außenpolitik sei. Deutschland könne es sich nicht leisten, "wegen kroatischer Interessen"
Streit mit seinem italienischen Verbündeten zu bekommen. (ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 69)
Aus dem Lager Westerbork werden 1.710 jüdische Menschen nach Auschwitz eingeliefert. Nach der "Selektion"
werden 116 Frauen als Häftlinge registriert. Die anderen 1.594 Angekommenen werden in die Gaskammern geschickt. (Czech, S. 321)
"Kommandobefehl"
Kommando- und Sabotagetrupps des Gegners sollen, "wo immer sie auch auftreten, rücksichtslos im Kampf niedergemacht werden"
. Alle bei Kommandounternehmen gestellten Gegner, "auch wenn es sich äußerlich um Soldaten in Uniform oder Zerstörertrupps mit und ohne Waffen handelt"
, seien "im Kampf oder auf der Flucht bis auf den letzten Mann niederzumachen"
. Wenn einzelne Kommandoangehörige auf anderen Wegen in die Hände der Wehrmacht gelangen, z.B. durch die Polizei der besetzten Länder, so sind sie unverzüglich dem SD der SS zu übergeben. (Domarus, S. 1928)
Im besetzten Jugoslawien erweitert General Löhr Hitlers Erlaß auf die Partisanen-Bekämpfung: Alle feindlichen Gruppen müßten unter allen Umständen bis zum letzten Mann vernichtet werden. Er erwarte von jedem Vorgesetzten vollen Einsatz der eigenen Person, damit dieser Befehl von seinen Truppen ausnahmslos und mit brutaler Strenge ausgeführt wird. Nichtbeachtung seines Befehls werde er gnadenlos zur Rechenschaft ziehen. (Steinberg, S. 37)
Aus Theresienstadt geht ein Deportationszug mit rund 1.980 Menschen nach Minsk ab.
Angesichts der Anordnung des Führers vom 8.4.40 hinsichtlich des Ausschlusses aller jüdischen Mischlinge ersten Grades aus der Wehrmacht und des Verbleibens von Mischlingen in der Wehrmacht mit besonderer Genehmigung des Führers, ist nunmehr der Parteikanzlei über jeden einzelnen Fall zu berichten, in dem ein Mischling noch in der Wehrmacht dient. (Walk, S. 390)
Der deutsche Gesandte in Zagreb, Kasche, an das Auswärtige Amt.
"Mir erscheint italienisches Vorgehen immer klarer als Verschleppungstaktik. Offensichtlich ist die Unterrichtung unserer Botschaft über die Entscheidung des Duce (s. 21.8.42) falsch gewesen, oder die Entscheidung des Duce ist von nachgeordneten Stellen unbeachtet geblieben. Kroaten meinen, daß auch gewisse vatikanische Einflüsse gegeben sein dürften. Ein Abgeben der Juden nach Italien würde eine Durchkreuzung gesamteuropäischer Judenpolitik, wie sie von uns vertreten wird, bedeuten." (ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 72)
Protestveranstaltung des Board of Deputies of British Jews, der wichtigsten Vertretung der Juden Großbritanniens, in der Londoner Albert Hall mit 10.000 Teilnehmern gegen die deutsche Vernichtungspolitik. Grußbotschaften des englischen Premiers Churchill und der Chefs der tschechoslowakischen und polnischen Exilregierung, Benesch und Sikorski, werden verlesen.
4.500 Bewohner des Ghettos von Bialystok (Nordostpolen) werden nach Prushany, etwa 100 km südlich von Bialystok, gebracht. Es handelt sich um Kranke, Alte und zur Arbeit für die Deutschen nicht benötigte Menschen. Die meisten werden bei der "Liquidierung"
des Ghettos von Prushany Ende Januar 1943 ermordet.
Aus dem niederländischen Lager Westerbork kommt ein Transport mit 1.327 Juden in Auschwitz an. Nach der "Selektion"
werden 497 Männer als Häftlinge registriert; die anderen 830 Menschen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 323)
Aus einem slowakischen Deportationszug werden in Auschwitz 78 Frauen und 121 Männer als Häftlinge registriert; die anderen Angekommenen werden unmittelbar in die Gaskammern geschickt. (Czech, S. 323)
Transport aus Theresienstadt mit 2.018 Menschen nach Treblinka.
Bericht des Unterstaatssekretärs im Auswärtigen Amt, Luther, über "Italien und die Judenfrage"
, zur Vorlage bei Außenminister Ribbentrop "mit der Bitte um Weisung"
.
"Bei der Bereinigung der Judenfrage"
werde die Regelung der italienischen Haltung immer dringlicher. Lage sei:
"eine dauernde Belastung für die deutsche Bevölkerung sowie einen Faktor innerer Zersetzung".
"Außerdem wird dadurch in schwer vertretbarer Form augenfällig, daß an einem so wichtigen Punkte die Achse keine einheitliche Politik verfolgt, was wiederum eine Kritik an den deutschen Maßnahmen in sich schließt."
"Italien ist in seiner Judengesetzgebung über schwache Ansätze zu einer Lösung nicht hinausgekommen, auch der Krieg hat bisher keine Tendenz zur Verschärfung in dieser Richtung gebracht. Vielmehr scheint das Bemühen vorzuherrschen, jeder einschneidenden Maßnahme aus dem Wege zu gehen. Viele Einzelzüge - Verharren von Juden in wirtschaftlichen Schlüsselstellungen, zahlreiche Genehmigungen zur Italianisierung jüdischer Namen, Rückgängigmachen früherer Judenausbürgerung usw. zeigen die Vorsicht auf diesem Gebiet."(...)
"energischen französischen Arisierungsbestrebungen".
In Griechenland haben erste Besprechungen zwischen deutschen und italienischen Vertretern über die Kennzeichnung der Juden stattgefunden. Italien spreche sich gegen diese Maßnahme zum jetzigen Zeitpunkt aus. "Dabei ist das Problem in Griechenland außerordentlich dringlich, da die Juden (70.000, davon 40-45.000 in Saloniki) vorwiegend im Handel stark wucherisch tätig sind. Viele davon sprechen deutsch. Sie tragen außerordentlich zur Erschwerung der Wirtschaftslage und Stimmung bei. Die erste Anordnung der griechischen Behörden über den Arbeitseinsatz in Saloniki hat zu starker Abwanderung gerade der wohlhabenden Juden nach dem italienisch besetzten Gebiet geführt."
In Rumänien und anderen Staaten Südosteuropas werde die "teilweise mühsam durchgedrückte Judenpolitik"
von italienischer Seite dadurch empfindlich gestört, "daß nicht nur italienische Judenfirmen in maßgebenden Schlüsselstellungen verbleiben"
, sondern z.T. jüdische Geschäftsleute und Angestellte von italienischen Firmen übernommen worden seien, so daß sie vor antijüdischen Maßnahmen geschützt sind.
In Kroatien verhindern die italienischen Besatzungsbehörden kroatische "Aussiedlungsmaßnahmen"
. Mussolinis Entscheidung (die Juden zur Deportation freizugeben) sei bisher nicht durchgeführt worden.
Luther schlägt vor, das "Gesamtproblem"
zwischen Ribbentrop und Ciano oder zwischen Hitler und Mussolini zu erörtern, um u.a. zu erreichen: "Italien muß die italienischen Maßnahmen und Gesetzgebung an unsere Grundsätze und Maßnahmen angleichen. Hierfür spricht
die allgemeinpolitische Erwägung, daß auf dem so wichtigen Gebiet der Judenfrage die Achse unbedingt als Einheit erscheinen muß. Ein Auftreten Italiens als Beschützer der Juden, wie bisher, bietet der Gegenseite willkommene Gelegenheit, das gute Einvernehmen der Achsenpartner zu stören, was in steigendem Maße der Fall sein wird, je konsequenter die deutsche Judenpolitik vorgeht. Es läßt sich der Zeitpunkt bereits erkennen, da diese Frage eine akute Gefahr werden könnte;
spielt das Judentum in Italien eine ebenso gefährliche Rolle wie früher bei uns (...). Im übrigen läßt
die verhältnismäßig geringe Zahl der Juden in Italien (offiziell 43.000, doch wird diese Zahl von Kennern der Judenfrage in Italien aus stichhaltigen Gründen als viel zu niedrig angesehen) nicht erwarten, daß eine Bereinigung dieser Frage wirtschaftliche Erschütterungen mit sich bringt."
Gefährliche Konsequenzen der italienischen Politik, über ein Aufschieben beabsichtigter antijüdischer Maßnahmen hinaus, seien:
a) eine Stärkung des Widerstandes einzelner Regierungen (z.B. Ungarns) gegen unseren Versuch der Gleichschaltung in der Judenpolitik,
b) eine Verhinderung von uns als notwendig befundener Maßnahmen (Kroatien, Griechenland),
c) eine aktive Förderung des Judentums, das mit wachem Instinkt aus diesem Gewährenlassen immer Kapital zu schlagen weiß."(ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 89)
"Beauftragten für privilegierte Mischehen"
Juden ist es verboten, sich an die Gestapo zu wenden, ohne daß sie dazu aufgefordert wurden. Juden, die in Mischehen leben, dürfen sich nur über den Beauftragten für privilegierte Mischehen an Behörden zu wenden. Jüdische Arbeitnehmer, die die Zusatznamen Israel oder Sara tragen, müssen von ihrem Arbeitgeber verlangen, daß diese Zusatznamen in allen Bestätigungen erscheinen, die sie betreffen. Arbeitnehmer, die außerhalb der erlaubten Ausgangszeiten arbeiten, haben sich sofort mit dem Beauftragten in Verbindung zu setzen. (Walk, S. 390)
Aus dem Anfang des Monats errichteten Ghetto von Drogobytsch (Ukraine) werden 2.300 Menschen in das Vernichtungslager Belzec deportiert; 300 Patienten eines jüdischen Krankenhauses werden an Ort und Stelle ermordet. (EdH, S. 371)
Ein Deportationszug aus den Niederlanden mit 988 Menschen kommt in Auschwitz an. 32 Frauen und 21 Männer werden in das Lager eingewiesen; die anderen 935 Menschen werden in den Gaskammern getötet.
Aus dem KL Sachsenhausen werden 454 jüdische Häftlinge in das KL Auschwitz überstellt. (Czech, S. 325-326)
Aus dem Lubliner Ghetto werden 1.800 Menschen in das Vernichtungslager Majdanek abtransportiert.
Aus dem belgischen Lager Malines treffen zwei Deportationszüge mit 995 und 476 jüdischen Insassen in Auschwitz ein, darunter insgesamt rund 370 Kinder. Nach der "Selektion"
werden 460 Männer und 116 Frauen als Häftlinge registriert; die anderen 895 Menschen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 326)
Himmler zur Frage, ob und wie Judenerschießungen ohne Befehl und Befugnis gerichtlich zu ahnden sind: Entscheidend seien die Beweggründe für die Tat.
"Bei rein politischen Motiven erfolgt keine Bestrafung, es sei denn, daß die Aufrechterhaltung der Ordnung eine solche erfordert. Ist letzteres der Fall, dann kann je nach Lage des Falles gerichtliche Verurteilung aus § 92 (Militärgesetzbuch: Ungehorsam) oder § 149 (Rechtswidriger Waffengebrauch) MStGB. oder aber disziplinare Ahndung erfolgen.
Bei eigensüchtigen oder sadistischen bezw. sexuellen Motiven erfolgt gerichtliche Ahndung, und zwar gegebenenfalls auch wegen Mordes bezw. Totschlages."(Heiber, Himmler-Briefe, S. 164-165)
Bericht des deutschen Gesandten Jagow an das Auswärtige Amt über ein Gespräch mit Ministerpräsident Kallay.
Kallay sei im Laufe des Gesprächs auch auf die ihm übermittelten deutschen "Anregungen"
zu sprechen gekommen: Er habe bisher noch keine Zeit für eine Antwort gehabt, hoffe dies aber bezüglich der ungarischen Juden in den besetzten Westgebieten und im Reich bis Ende der Woche tun zu können. Hingegen beträfen die deutschen Vorschläge zur Behandlung der "Judenfrage"
in Ungarn eine rein innenpolitische Angelegenheit. "Die Lage in Ungarn sei doch ganz anders als in den übrigen Ländern Europas, weil Ungarn etwa 1 Million Juden hätte. Er könne sich auch gar nicht vorstellen, wo man etwa mit dieser großen Anzahl Juden bleiben solle."
Jagow habe ihm widersprochen: "Nach meiner Auffassung sei aus den von uns angegebenen Gründen die Beseitigung des jüdischen Gefahrenherdes eine internationale Frage. Wenn er sich über Lösungsmöglichkeiten Klarheit verschaffen wolle, sei es vielleicht zweckmäßig, einige ungarische Experten mit deutschen Experten zusammen zu bringen. Letztere würden sicherlich in der Lage sein, auf Grund gesammelter Erfahrungen zweckmäßige Ratschläge zu geben."
(ADAP, Serie E, Bd. IV, Nr. 100)
Gesetz der von den Deutschen eingesetzten Regierung Quisling über die Beschlagnahme "jüdischer Vermögen"
. Nach vorbereiteten Listen werden die meisten jüdischen Frauen, Männer und Kinder festgenommen und zur Vorbereitung der Deportation interniert.
Das Vorgehen der Deutschen gegen die Juden löst Proteste der norwegischen Bevölkerung und der Kirchen aus. (EdH, S. 1015)
Aus Westerbork werden 841 jüdische Menschen nach Auschwitz eingeliefert. 205 Frauen und 224 Männer werden als Häftlinge übernommen; 412 Menschen werden in den Gaskammern ermordet. (Czech, S. 327)
Gesprochen wird über die Sterilisierung der "Mischlinge ersten Grades"
("Halbjuden"
). Sie soll "auf freiwilliger Grundlage"
erfolgen, was tatsächlich bedeutet, daß sie die einzige Alternative zur Deportation sein soll. Bei Ehen zwischen "Mischlingen ersten Grades"
und "Deutschblütigen"
ist die Zwangsscheidung (und folgende Deportation des jüdischen Partner) vorgesehen, mit der Sterilisation als "freiwilligem"
Ausweg.
Das Vorhaben kam jedoch nicht über das Planungsstadium hinaus.
In Krakau treiben die Deutschen 7.000 jüdische Frauen, Männer und Kinder zusammen. 600 Menschen werden unmittelbar im Verlauf der Polizeiaktion ermordet. Das Krankenhaus, das Altersheim und das Waisenhaus werden "geräumt"
. Die meisten Festgenommenen werden in das Vernichtungslager Belzec abtransportiert, die übrigen nach Auschwitz. Anschließend wird das Ghetto abermals verkleinert und in zwei Teile getrennt, wobei in der einen Hälfte die "Arbeitsfähigen"
untergebracht werden. (EdH, S. 809-810)
Aus dem Ghetto von Chelm bei Lublin werden 3.300 Juden in das Vernichtungslager Sobibor abtransportiert. Am 9. November 1942 wird das Ghetto aufgelöst. (EdH, S. 280)
Der erste Deportationszug aus Theresienstadt trifft mit 1.866 Menschen in Auschwitz ein. Nach der "Selektion"
werden 32 Frauen und 215 Männer in den Lager eingewiesen, 1.619 Menschen werden unmittelbar in die Gaskammern geschickt. (Czech, S. 327-328)
Bericht des deutschen Botschafters in Rom, Mackensen, an das Auswärtige Amt.
Die italienischen Behörden verzögerten jedoch die Ausführung der Anweisung, so daß zahlreiche Juden italienischer Staatsangehörigkeit nach Italien ausreisen konnten. Die anderen wurden interniert und im Sommer 1943 in ein Lager auf der Insel Rab gebracht. Zum Zeitpunkt der italienischen Kapitulation im Herbst 1943 befanden sich dort rund 2.650 Gefangene. (Benz, Dimension, S. 325)
Aus dem KL Dachau werden 499 Häftlinge verschiedener Nationalität nach Auschwitz eingeliefert. Sie sollen in den Buna-Werken der IG Farben arbeiten. (Czech, S. 328)
Juden, die im ersten Weltkrieg gekämpft haben oder verletzt wurden, wird in Zukunft der sog. Haushaltspass nicht mehr ausgestellt. Damit entfällt auch für Menschen dieser Gruppe die Möglichkeit, rationierte Waren zu erwerben.
Für "Mischlinge"
bleibt eine Sonderregelung bestehen. (Walk, S. 391)
Deutsche Polizeibataillone treiben die Bewohner des Ghettos von Pinsk (Weißrußland), insgesamt 15.- 20.000 Menschen, zusammen, um sie an einem Sammelplatz zu erschießen. Kranke, Alte und Kinder werden sofort in Häusern und Höfen des Ghettos ermordet. Mehrere Dutzend Juden können fliehen oder sich verstecken. Nur 143 Fachhandwerker bleiben am Leben und werden in ein Lager gesperrt, das am 23. Dezember ebenfalls "liquidiert"
wird.
Vor dem deutschen Einmarsch hatten in Pinsk 30.000 jüdischen Menschen gelebt, etwa 70% der Stadtbevölkerung. (EdH, S. 1113-1114)
Himmler hatte die sofortige Vernichtung des Ghettos von Pinsk am 27. Oktober angeordnet, da es "als Zentrale der gesamten Bandenbewegung in den Pripjet-Sümpfen anzusehen"
sei, durch die der deutsche Truppennachschub gefährdet werde. (Heiber, Himmler-Briefe, S. 165)
Der polnische Untergrundkämpfer und Kurier Kozielewski mit dem Decknamen Jan Karski bringt der polnischen Exilregierung in London Berichte über die Deportationen aus Warschau und die Vernichtungslager; er trifft auch mit Churchill, anderen britischen Regierungsmitgliedern und internationalen Journalisten zusammen.
Beginn der britischen Gegenoffensive bei El Alamein.