Die Zulassung von "Halbjuden"
zum Hochschulstudium wird auf wenige Ausnahmefälle beschränkt.
Beginn der "Aktion 1005"
, ausgelöst durch ein Schreiben des Gestapochefs Heinrich Müller an Unterstaatssekretär Luther vom Auswärtigen Amt, nachdem dieser ein anonymes Schreiben übermittelt hatte, in dem über die mangelhafte Beseitigung der Leichen im Wartheland geklagt wurde.
Leiter der "Aktion 1005"
wird SS-Standartenführer Paul Blobel. In einer ersten Phase, zwischen Sommer 1942 und Sommer 1943, werden die Leichen in den Vernichtungslagern der "Aktion Reinhard"
(Belzec, Treblinka, Sobibór), in Chelmno und in Auschwitz ausgegraben und verbrannt. In einer zweiten Phase, ab dem frühen Juni 1943, beginnt die Auflösung der Massengräber in den besetzten Gebieten der UdSSR. Bei den Arbeiten werden Gefangene, hauptsächlich Juden, eingesetzt, die nach Abschluß ermordet werden. (EdH, S. 10ff)
In sieben Gruppen werden insgesamt 2.252 Juden aus Brüssel, Charleroi und Lüttich zur Zwangsarbeit deportiert, in erster Linie für die "Organisation Todt"
zum Bau von Festungsanlagen an der nordfranzösischen Küste; außerdem für andere Bauprojekte der Wehrmacht sowie in Textil- und Waffenfabriken.
Der deutsche Militärbefehlshaber in Frankreich ordnet an, daß alle Juden ab Vollendung des 6. Lebensjahres den "Judenstern"
tragen müssen. Die Verordnung tritt am 7. Juni in Kraft.
Aus Wien geht ein Zug mit 1.000 jüdischen Menschen nach Minsk ab.
Die Hintergründe des Attentats gegen Heydrich seien noch unklar; es gebe unterschiedliche Vermutungen. "Jedenfalls halten wir uns an den Juden schadlos. Ich lasse in Berlin die von mir geplante Verhaftung von 500 Juden vornehmen und den jüdischen Gemeindevorstehern eröffnen, daß für jedes jüdische Attentat oder für jeden jüdischen Revolteversuch 100 oder 150 in unserer Hand befindliche Juden erschossen werden. In Verfolg des Heydrich-Attentats sind in Sachsenhausen eine ganze Reihe inkriminierter Juden erschossen worden. Je mehr von diesem Dreckzeug beiseitegeschafft wird, um so besser für die Sicherheit des Reiches." (Fröhlich, II.4, S. 432)
Der deutsche Militärbefehlshaber in Belgien ordnet an, daß die Juden in Belgien und Nordfrankreich vom 7. Juni an in der Öffentlichkeit den gelben Stern als Kennzeichen tragen müssen.
Eine weitere Verordnung untersagt den Juden die Ausübung jeder Tätigkeit im Heil- und Pflegeberuf, als Apotheker oder Drogisten und die Herstellung oder den Vertrieb von Heilmitteln.
Die Deportationen und Vertreibungen aus Czernowitz nach Transnistrien werden wieder aufgenommen. Einige der 2.000 abtransportierten Juden werden der SS übergeben und über den Bug gebracht, wo die meisten von ihnen ermordet werden. (EdH, S. 298)
Ein Deportationszug mit 1.000 Menschen geht aus Wien nach Izbica bei Lublin ab.
Ratssitzung in Wien. Reichsstatthalter Baldur von Schirach teilt mit, "daß noch im Spätsommer oder im Herbst des Jahres alle Juden aus der Stadt entfernt sein werden und daß dann mit der Entfernung der Tschechen begonnen werden kann, denn dies sei die notwendige und richtige Antwort"
auf das Attentat gegen Heydrich. (IMT, PS-3886)
Der erste "Alterstransport"
verläßt Berlin Richtung Theresienstadt.
Den Juden wird die Benutzung von Warteräumen, Wirtschaften und sonstigen Einrichtungen der Verkehrsbetriebe verboten. (Walk, S. 375)
1000 Juden unterschiedlicher Staatszugehörigkeit, darunter 571 Menschen polnischer Abstammung, werden aus dem französischen Lager Compiègne in das KL Auschwitz eingeliefert. (Czech, S. 223)
Aus Wien geht ein Deportationszug mit 1.000 Menschen nach Minsk ab. Sie werden dort vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft erschossen.
Juden müssen alle "entbehrlichen"
Kleidungsstücke abliefern. (Walk, S. 375)
Als "Vergeltung"
für das Attentat auf Heydrich wird das tschechische Dorf Lidice zerstört. Alle 192 Männer sowie 71 der Frauen des Dorfes werden getötet, die übrigen Frauen in das KL Ravensbrück deportiert. Ebenfalls als Racheakt deklariert, werden 1.000 Juden aus Prag nach Majdanek abtransportiert.
"Das Protektorat befindet sich augenblicklich am Scheidewege. Wird die Politik und viel mehr noch die Haltung gewisser Kreise des Protektorats nicht grundlegend geändert, so wird die tschechische Bevölkerung in den nächsten Wochen und Monaten ein Martyrium durchzumachen haben. (...) Im übrigen wird im Protektorat jetzt ordentlich aufgeräumt. Es wird hier keine Rücksicht mehr genommen, und die oppositionellen Kreise werden mit harter Hand angefaßt; sie haben nichts mehr zu lachen."
Hitler habe ihm zu diesem Thema gesagt: "Das tschechische Volk steht vor der Alternative, entweder sich zu beugen und die deutsche Hegemoniestellung in seinem Raum anzuerkennen oder aber mit den härtesten Maßnahmen, eventuell mit der vollkommenen Aussiedlung zu rechnen. Der Führer hat Hacha erklärt, wenn er so viele Hunderttausende von Deutschen umsiedle, so würde er doch nicht davor zurückschrecken, die 7 Millionen Tschechen um- oder auszusiedeln. Es sei ihnen hiermit die letzte Chance geboten; wenn sie sie nicht ausnützten, so hätten sie die Konsequenzen selbst zu tragen."
(Fröhlich, II.4, S. 481-482 und 491)
Besprechung im RSHA, an der Dannecker (Gestapo Paris) sowie die deutschen Judenreferenten aus Brüssel und Den Haag teilnehmen.
"Aus militärischen Gründen"
könnten während des Sommers keine Deportationen aus Deutschland durchgeführt werden. Himmler habe deshalb angeordnet, "daß entweder aus dem Südosten (Rumänien) oder aus den besetzten Westgebieten größere Judenmengen dem KZ Auschwitz zwecks Arbeitsleistung überstellt werden. Grundbedingung ist, daß die Juden (beiderlei Geschlechts) zwischen 16 und 40 Jahre alt sind. 10% nicht arbeitsfähige Juden können mitgeschickt werden. (...)
Es wurde vereinbart, daß aus den Niederlanden 15.000, aus Belgien 10.000 und aus Frankreich, einschließlich unbesetztes Gebiet, insgesamt 100.000 Juden abgeschoben werden."
"Mit der französischen Regierung muß auf dem direkten oder indirekten Verhandlungswege erreicht werden, daß ein Gesetz herauskommt, wonach, ähnlich der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz, alle außerhalb der französischen Staatsgrenzen wohnenden bzw. später auswandernden (deportierten! - Anm. d. Red.) Juden Staatsangehörigkeit und Heimatberechtigung verlieren."
Frankreich soll verpflichtet werden, die Transportkosten, Verpflegungskosten sowie ein Kopfgeld von 700 RM pro Person zu zahlen. (Klarsfeld, Frankreich, S. 65-66)
Die SS deportiert aus der Stadt Tarnów 3.500 jüdische Menschen in das Vernichtungslager Belzec; mehrere hundert werden unmittelbar während der Menschenjagd ermordet.
Am 15. Juni beginnt eine weitere "Aktion"
, bei der innerhalb von drei Tagen 10.000 Menschen zusammengetrieben und nach Belzec geschickt werden. Am 19. Juni wird in Tarnów ein Ghetto errichtet. (EdH, S. 1396-1397)
Im KL Birkenau werden nach einem Fluchtversuch am Vortag etwa 320 willkürlich ausgewählte Häftlinge in der Gaskamer ermordet. (Czech, S. 224-225)
Juden erhalten keine Raucherkarte (zum Kauf von Tabakwaren). Ausnahmen gelten für Schwerkriegsbeschädigte und für in "privilegierter Mischehe"
Lebende. (Walk, S. 376)
Die Juden werden verpflichtet, sofort alle in ihrem Besitz befindlichen elektrischen Geräte, optischen Geräte, Fahrräder, Photoapparate, Ferngläser usw. abzuliefern. Das gilt nicht für in "privilegierter Mischehe"
Lebende sowie für Juden ausländischer Staatsangehörigkeit. (Walk, S. 377)
Aus Antwerpen werden Juden zur Zwangsarbeit nach Nordfrankreich deportiert. Weitere Transporte finden am 14. Juli, 15. August und 12. September statt.
Ein Deportationszug mit 1.000 Menschen geht aus Wien zum Vernichtungslager Sobibor ab.
In einem Artikel für die Zeitschrift "Das Reich" ("Der Luft und Nervenkrieg"
) schreibt Goebbels: "Die Juden treiben in diesem Kriege ihr frevelhaftestes Spiel, und sie werden das mit der Ausrottung ihrer Rasse in Europa und vielleicht weit darüber hinaus zu bezahlen haben."
In Lidice seien "im ganzen 460 Erschießungen vorgenommen"
worden. "Immerhin ein Strafgericht, das sich sehen lassen kann und zweifellos Seine abkühlende Wirkung auf die noch verbliebenen Reste der Oppositionsbewegung im Protektorat nicht verfehlen wird."
"In Paris werden immer noch keine Geisellisten veröffentlicht. Man hat wieder neue Gründe gefunden, um sich an dieser Maßnahme vorbeizudrücken. Ich werde jetzt aber energisch dahinterhaken und endlich einmal wenigstens zu erforschen versuchen, wer hinter diesen Widerständen steht und aus welchen Gründen man eigentlich eine so kurzsichtige Politik betreibt." (Fröhlich, II.4, S. 524)
Mitteilung des Judenreferenten in Paris, Dannecker, an Eichmann.
Die Eisenbahn könne die Zusage zur Abstellung von Deportationszügen nicht aufrecht erhalten. In den letzten Wochen seien zur Vorbereitung der militärischen Operationen im Osten 37.000 Güterwagen, 800 Personenwagen und 1.000 Lokomotiven aus dem besetzten Frankreich schlagartig abgezogen worden, so daß kaum noch die von Sauckel geforderten 350.000 französischen Arbeiter transportiert werden können. Außerdem sei eine große Umorganisierung des deutschen Transportwesens im besetzten Frankreich in Gange, die erst in einigen Tagen abgeschlossen sein werde. "Vor diesem Zeitpunkt ist es nicht möglich, annähernd mitzuteilen, ob in naher oder späterer Zeit überhaupt der Transport der Juden im vorgesehenen Umfang oder auch nur teilweise durchgeführt werden kann."
(IMT, RF-1218)
Aus Przemysl werden 1.000 jüdische Männer in das Arbeitslager Janówska in Llow/Lemberg deportiert.
Polizeisitzung bei Frank.
Oberregierungsrat Engler berichtet: "Die Judenfrage sei in der Stadt Lublin geklärt. Man habe das bisherige Judenviertel evakuiert und die arbeitsfähigen Juden außerhalb der Stadt in einem besonderen Bezirk untergebracht. Im übrigen seien im Distrikt Lublin die Juden in Ghettos zusammengefaßt. Man habe den Eindruck, daß infolge der Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Juden eine wesentliche Besserung der Verhältnisse insbesondere auf dem Gebiet des Schleichhandels eingetreten sei."
SS-Brigadeführer Globocznik: "Unangenehm bemerkbar mache sich immer noch der Wohnraummangel. Für die Behebung dieses Notstandes schlage er als wirksame Maßnahme vor, daß die Polen, die nicht arbeiteten, aus ihren Wohnungen entfernt würden."
Frank äußert sein Befremden, daß immer noch junge Polen "auf den Straßen herumlungerten"
und ihre Erfassung (für den Abtransport zur Zwangsarbeit nach Deutschland) nicht gelinge. Man könnte anordnen, daß vom 1. September an nur noch an jene Polen Lebensmittelkarten gegeben würden und nur diese ein Wohnrecht hätten, die die Bestätigung einer deutschen Behörde vorweisen können.
Dr. Hummel berichtet, im Gegensatz zu früheren Gutachten sei es gelungen, das Warschauer Ghetto "wirtschaftlich so zu aktivieren, daß staatliche Zuschüsse bisher nicht notwendig gewesen seien. Im Ghetto arbeiteten ungefähr 25.000 Juden in kriegswichtigen Betrieben, während im externen Einsatz 3.000 Juden beschäftigt würden. (...) Er hoffe, daß die Stadt Warschau in absehbarer Zeit von der arbeitsunfähigen Judenlast befreit werde."
"Auf die Frage von Staatssekretär Dr. Bühler, ob eine Aussicht auf eine schnelle Verminderung der Ghettobevölkerung bestehe, erwidert Staatssekretär Krüger (der Verantwortliche für SS und Polizei), daß man darüber wohl im Laufe des August einen Überblick haben werde. Das Problem der Judenaussiedlung dränge zu einer Entscheidung. Die jetzigen Maßnahmen hätten gezeigt, daß die Ausschaltung von Juden Preissenkungen der Schleichhandelspreise im Gefolge habe. Der Erfolg einer möglichst günstigen Ernteerfassung habe die Beseitigung des Schleichhandels und diese wiederum die Ausschaltung der Juden zur Voraussetzung. Für die Durchführung einer solchen Aktion sei die Gestellung von ausreichenden Transportzügen notwendig."
- Trotz einer 14tägigen totalen Zugsperre habe er in Verhandlungen erreicht, daß auch in dieser Zeit einige Züge für Deportationen zur Verfügung gestellt würden. "Nach Ablauf der Sperrfrist müsse die Judenaktion verstärkt durchgeführt werden."
Stellvertretender Amtschef Oswald äußert sich über derzeitige Lage im Distrikt Radom. "Staatssekretär Krüger weist darauf hin, daß von seiten der Polizei die Judenaktion bis in alle Einzelheiten vorbereitet sei und daß ihre Durchführung nur eine Frage des Transportes sei. In Radom und Tschentschochau müßten jüdische Arbeiter für die Rüstungsindustrieen zurückgehalten werden. Natürlich müsse man auch die unmittelbaren Familienangehörigen dieser Arbeiter zurücklassen, alles andere aber würde ausgesiedelt."
(Präg, S. 506ff; IMT, PS-2233)
Vorübergehende Unterbrechung der Massenmorde in Belzec und Sobibor, weil aufgrund fehlender Transportkapazitäten zwanzig Tage lang keine Deportationszüge eingesetzt werden können. Vom 9. Juli ab fahren wieder zwei Züge pro Woche von Krakau nach Belzec. Am 20. Juli werden die regelmäßigen Transporte von Warschau ins Vernichtungslager Treblinka aufgenommen. Die Haupteisenbahnstrecke nach Sobibor bleibt jedoch zunächst noch unterbrochen, da sie repariert werden muß.
Unterstaatssekretär Luther vom Auswärtigen Amt an die deutsche Gesandtschaft in Sofia:
Nach Mitteilung Himmlers befinden sich im Reichsgebiet einige hundert bulgarische Juden, deren "Einbeziehung in die allgemeinen Abschiebungsmaßnahmen"
erwünscht sei. Bulgarien solle veranlaßt werden, der Anwendung der deutschen Judengesetze auf Seine jüdischen Staatsangehörigen im Reich zustimmen. Das Vermögen dieser Menschen soll bis zum Abschluß einer noch zu vereinbarenden Regelung "sichergestellt"
werden. Die Gesandtschaft soll erkunden, ob die bulgarische Regierung zu einer informellen Verständigung auf dieser Grundlage bereit ist.
Eine eventuelle Frage der bulgarischen Regierung, "ob Deutschland bereit ist, Juden aus Bulgarien zwecks Abschiebung nach dem Osten zu übernehmen"
, soll bejaht werden. Jedoch soll dafür kein Zeitpunkt genannt werden, da die laufenden Deportationen die verfügbaren Transportmittel bereits so stark beanspruchen, "daß voraussichtlich im laufenden Jahre die Übernahme der Juden aus Bulgarien nicht mehr möglich sein wird."
Gesandter Beckerle teilte hierzu am 6. Juli mit, daß die bulgarische Regierung grundsätzlich mit der Deportation ihrer jüdischen Staatsangehörigen aus dem Reichsgebiet einverstanden sei. (ADAP, Serie E, Bd. III, Nr. 16)
Tatsächlich behielt sich Bulgarien jedoch vor, eine Liste der betreffenden Juden aufzustellen und dabei verschiedene Ausnahmen zu berücksichtigen. Außerdem machte es Seine Zustimmung vom Abschluß analoger Vereinbarungen Deutschlands mit Rumänien und Ungarn abhängig. (Benz, Dimension, S. 282)
In den Gaskammern von Birkenau werden etwa 2.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder ermordet, die aus dem Ghetto von Sosnowiec eingeliefert worden waren. (Czech, S. 232)
Ein Transport aus Wien mit rund 1.000 jüdischen Menschen geht nach Theresienstadt ab.
Die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland wird angewiesen, zum 30. Juni alle jüdischen Schulen zu schließen und ihren Mitgliedern bekannt zu geben, daß vom 1. Juli an jede Unterrichtung jüdischer Kinder durch bezahlte oder unbezahlte Lehrkräfte untersagt ist. (Walk, S. 377-378)
Juden müssen den deutschen Besatzungsstellen ihre Farräder abliefern.
Eichmann teilt dem Auswärtigen Amt mit, es sei "vorgesehen, ab Mitte Juli bzw. Anfang August in täglich verkehrenden Sonderzügen zu je 1.000 Personen zunächst etwa 40.000 Juden aus dem besetzten französischen Gebiet, 40.000 Juden aus den Niederlanden und 10.000 Juden aus Belgien zum Arbeitseinsatz in das Lager Auschwitz abzubefördern. Der zu erfassende Personenkreis erstreckt sich zunächst auf arbeitsfähige Juden, soweit sie nicht in Mischehe leben und nicht die Staatsangehörigkeit des Britischen Empire, der USA, von Mexiko, der mittel- und südamerikanischen Feindstaaten sowie der neutralen und verbündeten Staaten besitzen."
- Er nehme an, daß Bedenken seitens des AA nicht bestehen. (ADAP, Serie E, Bd. III, Nr. 26)
Das Auswärtige Amt äußerte hierzu lediglich die Bitte, daß aus "psychologischen"
Gründen die ersten Transporte aus "staatenlosen"
Juden bestehen sollten.
Hauptabteilungsleitersitzung in Krakau.
"Nach Meinung des Präsidenten Dr. Frauendorfer würde eine Umsiedlung der Juden, die ein erhebliches Kontingent der Gesamtbevölkerung ausmachen, auf allen Sektoren des öffentlichen Lebens tiefgreifende Auswirkungen haben. Das Land sei arbeitsmäßig erheblich abgeschöpft. Rund 100.000 Facharbeiter stehen in der Rüstungsindustrie, 800.000 Arbeiter befinden sich im Reich, weitere 100.000 Arbeiter beschäftigt der Militärbefehlshaber im Generalgouvernement in seinen Dienststellen. Er, Präsident Dr. Frauendorfer, sei daher zur Zeit auf den jüdischen Arbeitseinsatz absolut angewiesen, eine Auffassung, der sich auch der Rüstungsinspekteur im Generalgouvernement, Generalleutnant Schindler angeschlossen habe. Diese seien mangels polnischer Facharbeiter nicht zu ersetzen. Die Juden sollen den von der SS durchgeführten Aktionen (d.h. den Deportationen in die Vernichtungslager) zwar nicht entzogen, aber für die Dauer des Krieges arbeitsmäßig erhalten bleiben. (...) Der Reichsführer-SS sowie Reichsminister Speer und der Beauftragte für den Arbeitseinsatz, Gauleiter Sauckel legten sogar gesteigerten Wert auf den Einsatz der arbeitsfähigen Juden." (Präg, S. 516-517)
In den Gaskammern von Birkenau werden 566 Menschen aus einer Nervenheilanstalt bei Krakau ermordet. Vorher wurden am 18. Juni die polnischen Ärzte und am darauffolgenden Tag alle Krankenschwestern und der Krankenhauskaplan ermordet. (Czech, S. 234)
Brack (Kanzlei des Führers) teilt Himmler mit, er habe Globocnik weitere Spezialisten für die Vergasungseinrichtungen zur Verfügung gestellt. Globocnik befürworte, "die ganze Judenaktion so schnell wie nur irgend möglich durchzuführen, damit man nicht mitten drin steckenbleibe."
Himmler selbst sei ja auch der Meinung, "daß man schon aus Gründen der Tarnung so schnell wie möglich arbeiten müsse."
Um dies zu erreichen, andererseits aber noch genügend jüdische Arbeitskräfte für die Rüstungsproduktion verfügbar zu haben, empfiehlt Brack Massensterilisierung durch Röntgenkastration, was sich in kürzester Zeit durchführen lasse. (IMT, NO-205)
Aus dem französischen Lager Drancy werden 933 jüdische Männer und erstmals auch 66 Frauen in das KL Auschwitz eingeliefert. Am 15. August 1942 sind nur noch 186 Männer am Leben. (Czech, S. 234)
Der "Bund"
-Bericht über die deutschen Massenmorde im besetzten Polen (s. 22.5.42) wird im Londoner "Daily Telegraph" publiziert unter der Überschrift "Germans murdered 700.000 Jews in Poland/ Travelling Gas chambers"
.
Bericht des deutschen Gesandten Ludin an das Auswärtige Amt.
"Die Durchführung der Evakuierung der Juden aus der Slowakei ist im Augenblick auf einem toten Punkt angelangt. Bedingt durch kirchliche Einflüsse und durch die Korruption einzelner Beamter haben etwa 35.000 Juden Sonderlegitimationen erhalten, auf Grund deren sie nicht evakuiert zu werden brauchen. Die Judenaussiedlung ist in weiten Kreisen des slowakischen Volkes sehr unpopulär. Diese Einstellung wird durch die in letzten Tagen scharf einsetzende englische Gegenpropaganda noch verstärkt. Ministerpräsident Tuka wünscht jedoch die Judenaussiedlung fortzusetzen und bittet um Unterstützung durch scharfen diplomatischen Druck des Reiches." (ADAP, Serie E, Bd. III, Nr. 38)
"Richtlinien für die Evakuierung von Juden"
, erlassen vom Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in Frankreich.
- "Im Zuge einer Evakuierungsaktion können alle dem Kennzeichnungszwang unterliegenden arbeitsfähigen Juden beiderlei Geschlechts im Alter von 16 bis 45 Jahren erfaßt werden, ausgenommen
a) in Mischehe lebende Juden; b) Juden mit der Staatsangehörigkeit des Britischen Empire, der USA, von Mexiko, der Mittel- und Südamerikanischen Feindstaaten, sowie der neutralen und verbündeten Staaten.- Es empfiehlt sich, die zu evakuierenden Juden vor dem Abtransport zu konzentrieren. Transporte werden jeweils in Stärke von je 1000 Juden durchgeführt." (IMT, RF-1221)
Aus dem französischen Lager Pithiviers werden 1.000 Juden, darunter 937 polnischer Nationalität, in das KL Auschwitz eingeliefert. Am 15. August 1942 sind nur noch 557 von ihnen am Leben. (Czech, S. 237)
Transport aus Wien mit rund 1.000 jüdischen Menschen nach Theresienstadt.
Etwa 2.800 Juden werden aus Czernowitz nach Transnistrien deportiert.
Insgesamt wurden in drei Zügen während des Juni 1942 rund 5.000 Juden abtransportiert; im November 1943 waren etwa 4.500 von ihnen tot.
Ein Gesetz legt fest, daß alle männlichen Juden zwischen 18 und 45 Jahren Zwangsarbeit verrichten müssen. Zu diesem Zweck wird ein Lager in Sidi Araz mit ungefähr 1.000 Juden aus Tripolis und ein weiteres in Homs mit ungefähr 3.000 Gefangenen errichtet. (Benz, Dimension, S. 211)
Auf den Bericht des deutschen Gesandten Ludin vom 26. Juni antwortet Staatssekretär von Weizsäcker mit der Anweisung, dem slowakischen Staatspräsidenten Tiso gegenüber zum Ausdruck zu bringen, daß die Einstellung der Deportationen in Deutschland "überraschen"
würde, "um so mehr als bisherige Mitwirkung der Slowakei in der Judenfrage hier sehr gewürdigt worden sei."
(ADAP, Serie E, Bd. III, Nr. 38, Fußnote)
Etwa 10.000 Menschen aus dem Ghetto von Slonim (Weißrußland) werden von den Deutschen ermordet.
Bericht über ein Gespräch des von Deutschland als "Judenberater"
nach Bratislawa geschickten Eichmann-Mitarbeiters Wisliceny mit dem slowakischen Ministerpräsidenten Tuka.
"Die Judenaktion befindet sich im Stadium des Abschlusses. 52.000 Juden wurden ausgeführt, 35.000 verbleiben vorläufig. Die Letzteren befinden sich durchweg im Besitz von Schutzbriefen, die nunmehr einer Revision zu unterziehen sind. Dies soll in der Weise geschehen, daß der Arbeitgeber vorgeladen und über die Unentbehrlichkeit der Juden vernommen wird. Ein gewisser Teil wird auch weiterhin unentbehrlich bleiben." (ADAP, Serie E, Bd. III, Nr. 38, Fußnote)
Bis zum 30. Juni müssen alle in den Niederlanden lebenden Juden ihr gesamtes Vermögen angeben und "deponieren"
. Lediglich 250 Gulden Bargeld sollen pro Person danach noch zur Verfügung stehen. Zum gleichen Datum müssen Juden allen Schmuck, wertvolle Sammlungen und Kunstwerke abliefern. Juden dürfen - außer in "jüdischen"
Geschäften - nur noch nachmitags zwischen drei und fünf Uhr einkaufen, keine öffentlichen Transportmittel mehr benutzen, sich nicht mehr in nicht-jüdischen Einrichtungen und Häusern aufhalten, keine öffentlichen Fernsprecher benutzen; zwischen 20 und 6 Uhr gilt eine totale Ausgangssperre. (Benz, Dimension, S. 145)
"Massacre of Jews - over 1.000.000 Dead since the War began"
(Times). - "Greatest Progrom - one Million Jews Die"
(Daily Mail). - "Jewish War Victims more than a Million Dead"
(Manchester Guardian).
Aus dem französischen Lager Beaune-la-Rolande werden 1.004 jüdische Männer und 34 Frauen - darunter 752 Menschen polnischer Nationalität - in das KL Auschwitz eingeliefert. Am 15. August 1942 sind nur noch 703 von ihnen am Leben.
Aus Majdanek werden 400 Juden in das KL Auschwitz eingeliefert. Am 15. August 1942 ist die Hälfte von ihnen nicht mehr am Leben. (Czech, S. 238)
Einnahme der britischen Festung Tobruk (Ostlibyen) durch deutsche Truppen.
Deutsche und italienische Truppen stehen kurz vor El Alamein im Westen Ägyptens.
In der Ukraine beginnt der erste Teil der deutschen Sommeroffensive. Sie soll zur Erreichung des Don bei Woronesch, des Donez-Gebiets und der Stadt Rostow führen. Später soll ein Vorstoß zum Kaukasus und den dortigen Ölgebieten folgen.