Sitzung des Verteidigungsausschusses.
Generalgouverneur Frank berichtet über ein Gespräch mit Hitler. Hitlers Absicht sei es, die dem Reich eingegliederten polnischen Gebiete zum "ersten starken Posten des kommenden germanischen Weltreiches im Osten aufzubauen und zunächst das gesamte polnische Element hier im Generalgouvernement zusammenzufassen."
Das GG solle zunächst "eine Art Reservation"
für die polnische Bevölkerung sein. "In diesem Gebiet des Generalgouvernements gibt es daher zunächst keine irgendwie geartete, das polnische Volkstum umfassende Germanisierungstendenz. (...) Wie die Lage des Landes sein wird, wenn der Sieg der Waffen errungen ist, das ist eine Angelegenheit für sich."
Das GG müsse fest in deutscher Macht bleiben, den Polen müsse für alle Zukunft das Rückgrat gebrochen werden. "Die Erfüllung dieser Aufgabe kann nun nicht in der Form eines gigantischen - ich möchte einmal sagen - mitrailleusenartigen Ausrottungsfeldzuges vor sich gehen. Wir können schließlich nicht 14.000.000 Polen umbringen. Dieser Kampf könnte auch nicht in der Form einer systematischen Terrorisierung durchgehalten werden, den wir haben gar nicht die Menschen, um einen solchen Apparat aufzubauen. Er kann nur in der Form einer absoluten Autorität mit der unverzüglich einsetzenden Schlagkraftbewährung einer kompakten Verwaltungsorganisation durchgehalten werden."
In nächster Zeit werde das GG noch mindestens 400-600.000 Juden aufnehmen müssen. "Dann können wir uns erst allmählich darüber unterhalten, was mit ihnen zu geschehen haben wird. (...) Im übrigen besteht ja der Plan, daß sie alle in den östlichen Teil des GG mit der Grenze nach Sowjetrußland überführt werden sollen, und das werden wir auch durchsetzen."
(Präg, S. 127-131; IMT, PS-2233)
Dienstversammlung der Kreis- und Stadthauptmänner des Distrikts Lublin.
Ausführungen von Generalgouverneur Frank: "Die Einsiedlung von Polen, Juden und Zigeunern, bildet eine Lebensfrage für Ihren Distrikt. Es ist unbeschreiblich, welche Meinungen sich im Reich gebildet haben, daß das Gelände des Generalgouvernements östlich der Weichsel immer mehr als eine Art Judenreservat in Aussicht genommen ist."
Göring habe am 12. Februar in Anwesenheit Himmlers entschieden, daß ohne vorherige Zustimmung Franks keinerlei Umsiedlungsaktion ins GG vorgenommen werden darf. - "Im allgemeinen ist ja der große Umsiedlungsgedanke aufgegeben. Von dem Gedanken, daß man 7,5 Millionen Polen nach und nach in das GG hereintransportieren kann, ist man völlig abgekommen. Es handelt sich nur noch um die Frage der Abführung von etwa 100.-120.000 Polen, etwa 30.000 Zigeunern und einer nach Belieben festzusetzenden Zahl von Juden aus dem Reich, denn das Endziel soll sein, das Deutsche Reich judenrein zu machen. Daß das aber nicht in einem Jahr geht und insbesondere auch nicht unter den Umständen des Krieges, sieht man auch in Berlin ein. Es war dies aber mit der schwierigste Kampf, den wir zu führen hatten."
(Präg, S. 143-148; IMT, PS-2233)
Der Plan einer Ghettobildung in Warschau wird verschoben. Gegen diesen Plan war eingewendet worden, daß dadurch erhebliche Störungen der Industrie und Wirtschaft entstehen würden, da die Juden vor allem als Handwerker unentbehrlich seien. Auch würde die Ernährung der in einem geschlossenen Wohnbezirk zusammengefaßten Juden nicht möglich sein.
Lebensmittelkarten für Juden sollen mit dem Buchstaben J gekennzeichnet werden. Juden werden vom Erwerb nicht rationierter, meist kaum erhältlicher Lebensmittel ausgeschlossen. (Hühner, Fische, geräucherte Lebensmittel). (Walk, S. 318-319)
Hitler führt aus, "daß die Lösung der Judenfrage eben eine Raumfrage sei, die für ihn besonders schwer zu lösen sei, da er ja selbst keinen Raum zur Verfügung habe. Auch die Bildung eines Judenstaates um Lublin herum würde nie eine Lösung bedeuten, da auch dort die Juden zu eng aufeinander wohnten, um einen einigermaßen befriedigenden Lebensstandard erreichen zu können. (...) Auch er würde eine positive Lösung der Judenfrage begrüßen, wenn er nur eine Lösung angeben könne, was ihm aber unter den heutigen Umständen, wo er für sein eigenes Volk nicht einmal genug Raum habe, unmöglich sei."
(ADAP, Serie D, Bd. VIII, Nr. 671)
Beendigung des russisch-finnischen Krieges durch einen Waffenstillstand und Friedensschluß.
Frank habe sich beschwert, daß immer noch Juden in das Generalgouvernement abgeschoben würden, obwohl Aufnahmemöglichkeiten zur Zeit noch nicht gegeben seien. "Ich verbiete hiermit weitere solche Deportationen ohne meine Genehmigung und ohne Nachweis des Einverständnisses seitens der Herrn Generalgouverneurs. Entschuldigungen, daß solche 'Abwanderungen' durch untergeordnete Stellen vorgenommen worden sind, lasse ich nicht gelten."
(Walk, S. 319)