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01.01.1935
Aus dem Archiv der Gegenwart:
"Das "Deutsche Ärzteblatt" beziffert die Zahl der Ärzte in Deutschland mit 50.000. Vor dem Januar 1933 habe es etwa 6.500
"nichtarische"Ärzte (13% der Gesamtzahl) gegeben. Seit 1933 seien 1.667"nichtarische"Ärzte von der Kassenpraxis ausgeschlossen worden." (AdG, S. 1792)
04.01.1935
Jüdische Lehrer dürfen als Beamte nur noch in jüdischen öffentlichen Schulen beschäftigt werden. Neue jüdische Lehrer dürfen nicht mehr als Beamte angestellt werden. (Walk, S. 101)
13.01.1935
Volksabstimmung über die Zukunft des Saargebiets.
Nach offiz. Angaben beteiligten sich 528.005 der 539.541 Abstimmungsberechtigten. 477.119 (90,5%) stimmten für den Anschluß an Deutschland, 46.513 für den Status quo, 2124 für Frankreich; 2249 Stimmen waren ungültig. (AdG, S. 1810)
15.01.1935
Im Einvernehmen mit dem Rassenpolitischen Amt der NSDAP erläßt das Reichserziehungsministerium Richtlinien für die rassenpolitische Schulung der Jugend.
Wir zitieren aus dem Archiv der Gegenwart:
"Zweck der Schulung soll sein, die Jugend über alle mit Vererbung und Rasse in Verbindung stehenden Fragen zu unterrichten",
"das Verständnis zu wecken für die Bedeutung der Vererbungserscheinungen für das Schicksal des deutschen Volkes", und das Verantwortungsgefühl der Jugend gegenüber der Gesamtheit des Volkes zu heben. - "Der Erlaß bestimmt ferner, daß die Weltgeschichte als Geschichte rassisch bestimmter Volkstümer darzustellen sei. Ferner sei aus dem Rassegedanken eine Ablehnung der Demokratie oder anderer Gleichheitsbestrebungen abzuleiten und der Sinn für den Führergedanken zu wecken. Gleiches gilt von dem Unterricht in Deutsch, Kunstgeschichte und Singen." (AdG, S. 1835)
22.01.1935
Angesichts des bevorstehenden Anschlusses des Saarlands an das Deutsche Reich sind zahlreiche Juden und Mitglieder antinazistischer Organisationen ins Ausland geflüchtet. Nach französischen Angaben sind seit der Abstimmung vom 13. Januar 2.600 Personen aus dem Saargebiet nach Frankreich eingereist; sie wurden zunächst in Flüchtlingslagern untergebracht. (AdG, S. 1825)
30.01.1935
Notiz des Legationssekretärs Schumburg, Ausw. Amt:
"Ref D (Referat Deutschland) hat seit seinem Bestehen versucht, jedes Hinneigen zu einer Kompromißlösung oder zum Paktieren in der Judenfrage abzuwehren. Maßgeblich für diese Haltung ist nicht gefühlsmäßiger Antisemitismus, sondern die nüchterne Überlegung, daß während eines Kampfes - und einen solchen materieller und weltanschaulicher Art ficht das nationalsozialistische Deutschland heute mit dem internationalen Judentum aus - der Gedanke einer Kompromißlösung und das Paktieren mit dem Gegner lediglich die eigene Widerstandskraft schwächt. Während des Kampfes darf nur an den Sieg gedacht werden.
Diese Politik in der Judenfrage hat Ref D in verschiedenen, zum Teil vom Herrn Reichsminister unterzeichneten Erlassen programmatisch festgelegt. Diese kompromißlose, dafür aber risikobewußte Haltung in der Judenfrage hat sich bisher auch gegen den offenen oder versteckten Widerstand verschiedener Stellen durchgesetzt, die ihre eigenen wirtschaftlichen (Judenboykott), kulturellen oder Ressortinteressen durch eine unnachgiebige Haltung in der Judenfrage bedroht glaubten oder aus sonstigen Gründen eine Aussöhnung mit dem Judentum für vorteilhaft hielten. (...) Ref D hat solchen Sonderinteressen, die zum Waffenstillstand mahnten, auch in einzelnen Fällen bisher mit Hinweis auf die vom Herrn Reichsminister gebilligten grundsätzlichen Richtlinien in der Judenfrage begegnen können."
Schumburg bittet deshalb Außenminister Neurath, eine Randnotiz zu korrigieren, mit der dieser betont hatte, es könne Fälle geben, wo aus "außenpolitisch schwerwiegenden Gründen"
eine "Durchbrechung des Grundsatzes"
(keine "Konzessionen"
an Juden) geboten sein könne.
Neurath ließ auf diese Beschwerde hin eine geänderte Fassung seiner Notiz anfertigen. (ADAP, Serie D, Bd. III.2, Nr. 467 und Anm. 6)